Litzmann, C. T. Carl dr.: Das Kindbettfieber in nosologischer, geschichtlicher und therapeutischer Beziehung (Halle, 1844)

Zweites Kapitel. Pathologische Anatomie des Kindbettfiebers §. 11-30

36 bald weniger hervorragt. Gewöhnlich befällt sie beide Ovarien gleichzeitig, aber selten in gleichem Grade. Das entzündete Ovarium ist angeschwollen, oft bis zur Grösse eines Gänseeies und von einer meist plastischen oder eite­rigen Exsudatschicht überzogen. Der Peritonäalüberzug des­selben ist entweder blass und trübe, oder mit hell- oder dun- kelrothcn Injectionen bezeichnet. Das Parenchym rst mit einer selten faserstoffigen, häufiger eiterigen oder gallertigen, bisweilen blutigen oder missfärbigen, jauchigen Ablagerung infiltrirt, aufgelockert und erweicht; eine ähnliche Masse bildet den Inhalt der aufgcschwollenen Follikel. Oft sind die Venen und Lymphgefässc mitleidend. In den höheren Graden ist die organische Struetur des Ovariums völlig verloren gegangen, und man findet nur einen mit Eiter oder einer chocoladefärbigen, stinkenden Pulpe gefüllten Balg. 23. Die Affection des Zellgewebes im Kindbettfieber wird als primäres Leiden überhaupt nur selten und meist in Ver­bindung mit anderen Localalfecten, am seltensten rein und ohne dieselben beobachtet, kommt dagegen sehr häufig in Folge ei­ner secundären Blutsentmischung, namentlich bei Metrophlebitis und Peritonitis vor. Sie tritt nicht selten als wahre Entzün­dung auf, oft aber auch erscheint sie in den secundären Formen als eine einfache, meist seröse Ausscheidung aus der Blutmassc, mit oder ohne rcactionäre Entzündung in ihrer Umgebung. Sie be­fällt vorzugsweise das Unterhautzellgewebc und das interstitielle Zellgewebe der Muskeln und zeigt sich in der Regel an den Extremitäten, besonders den unteren und in der Gegend der Gelenke, oder in der Nähe der Genitalien in der Gesäss-, Lum­bar- oder einer anderen Beckengegend, seltener an den übri­gen Stellen des Rumpfes. Sie ist bald diffus und auf grös­sere Strecken ausgedehnt, bald umschrieben und begränzt, letz­teres im Allgemeinen um so mehr, je ausgeprägter ihre ent­zündliche Natur ist. Das erkrankte Zellgewebe ist gar nicht oder nur unbedeütend geröthet, aufgelockert, zerrcisslich und mit verschiedenartigem Exsudate infiltrirt. Dieses besteht oft nur in einer reichlichen Menge eines gelb-röthlichen, mehr oder minder trüben Serums, selten ist es ein plastisches, mit dem Gewebe zu einer liärtlichen, brüchigen Masse verschmolzenes

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