Litzmann, C. T. Carl dr.: Das Kindbettfieber in nosologischer, geschichtlicher und therapeutischer Beziehung (Halle, 1844)

Erstes Kapitel: Nosologie des Kindbettfiebers §. 1-10

22 diese naclilässt, als asthenisch torpides Fieher. Das letztere erhält nicht selten in seinen höheren Graden, oder bei längerer Dauer durch die hinzukommende mehr oder minder ausgeprägte Sepsis des Blutes eine eigentümliche Färbung. Der Tonus des Nervensystemes wird vorzugsweise durch den Genius epi­demicus bestimmt und so sehen wir in dieser Beziehung eine grosse Uehcrcinstimmung unter allen gleichzeitigen Krankheiton herrschen. Gegen diesen mächtigen Factor tritt der Einfluss der individuellen Constitution fast ganz in den Hintergrund. Wichtiger ist der Grad und die Ausbreitung des örtlichen Lei­dens. Je heftiger von hier aus der Eindruck auf das Nerven­system erfolgt, um so leichter wird dieses erschöpft und der ursprünglich sthenische Character der Krankheit geht in den asthenischen über. Nicht minder bedeutend ist der Sitz der örtlichen Affection. Wenn das Gehirn selbst ergriffen ist, so sinkt sehr bald der Tonus des ganzen Nervensystemes. Wie bei allen Blutskrankheiten, so scheint auch beim Kindbcttfiebcr die Menge der mit dem Blute kreisenden pathischcn Stoffe von erheblichem Einflüsse, und man findet gewöhnlich ein um so ra­scheres Sinken der Nerventliätigkeit, je mehr der Krankheits- process innerhalb des Blutes beschränkt bleibt und dieses sich nicht durch locale Ausscheidungen befreiet. Wenn Eiter in die Circulation aufgenommen ist, wie es in der Begel bei Metro­phlebitis geschieht, so nimmt das Fieber sehr bald einen hec- tischen Character an, seltener verläuft es in diesem Falle mit typhösen Symptomen·

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