Litzmann, C. T. Carl dr.: Das Kindbettfieber in nosologischer, geschichtlicher und therapeutischer Beziehung (Halle, 1844)

Erstes Kapitel: Nosologie des Kindbettfiebers §. 1-10

16 Umbildung·, der relativen Menge der Zellen zum Serum entste­hen die verschiedenen Uebergangsstufen von faserstoffigem oder plastischem zu eiterigem, eiterig-gallertartigem und eiterig-serö­sem Exsudate. Die chemischen Metamorphosen, welche die Um­bildung des Faserstoffes in Eiterzellen begleiten, sind noch sehr dunkel. Die bisherigen Untersuchungen haben als wahr­scheinliche Umwandlungsproducte nur das Pyin oder einen ihm ähnlichen Körper und eine grössere Menge sogenannter Ex- tractivstoffe ergeben, die theils den Inhalt der Zellen ausma­chen, theils auch im Serum aufgelöst sind. Ob in dieser Bezie­hung eine Differenz zwischen den Exsudaten in verschiedenen Krankheiten Statt findet, die ihren specifischen Character be­gründet, wissen wir nicht. Die formellen Unterschiede, die man bisweilen an den Eiterzellen wahrgenommen hat, scheinen grössten theils von der Einwirkung eines mehr oder minder con- centrirten Serum’s abhängig zu sein. Ist dagegen die Energie des ganzen Körpers oder des einzelnen entzündeten Organes sehr gesunken, so organisirt sich das Exsudat gar nicht, oder nur unvollkommen, es ent­wickeln sich nur Kerne und sparsame Zellen, die bald nach ih­rem Entstehen sammt den festen, noch nicht organisirten Be­standteilen des Exsudates in eine feinkörnige Masse zerfallen. Dem Zerfall der Form gebt mehr oder minder eine chemische Zersetzung parallel und es bilden sich Ammoniak, Schwefel­wasserstoff, und wahrscheinlich auch Kohlenwasserstoff in reich­licher Menge. So entstehen die Uebergänge vom consistenten eiterigen zum dünnflüssigen, missfärbigen, jauchigen Exsudate. Die Organisation ist um so unvollkommener und der Zerfall und die Zersetzung gewinnen um so mehr das Uebergewicht, je mehr in Folge der sich ausbildenden Spanämie das nachfolgende Exsudat ärmer an organischen Bestandtheileu und reicher an Zersctzungsproducten wird. Die Färbung der Exsudate rührt von dem mehr oder minder zersetzten Blutroth her; die schie­fergraue oder schwarzgrüne Farbe, die nicht selten beobach­tet wird, ist nach Vogel eine Folge der Zersetzung des Blut färbestoffs durch Schwefelwasserstoff oder hydhrothionsaures Am­moniak, wobei die Eisen Verbindung desselben als Schwcfelei- sen in Form von schwarzen Körnern oder Körnchen sich abscheidet. Sind

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