Litzmann, C. T. Carl dr.: Das Kindbettfieber in nosologischer, geschichtlicher und therapeutischer Beziehung (Halle, 1844)
Siebentes Kapitel. Geschichte des Kindbettfiebers. §. 94-224
216 injicirt und lebhaft, bald beller, bald dunkler geröthet; in der Bauchhöhle fanden sich ungefähr 2 bis 4 Maass einer bräunlich gelben, dünnflüssigen, mit eiterigen Flocken gemischten, oder einer grünlich gelben, weisslichen, dicken, citcrartigen Flüssigkeit, die, ohne Geruch, bei der Berührung mit den Fingern, ein unangenehmes Brennen hervorbrachte. Die Gedärme waren sehr ausgedehnt von Luft und leicht unter sich und mit den übrigen Organen verklebt, die Schleimhaut derselben meist unverändert, nur in 2 Fällen gleich der äusseren Fläche entzündet; die Schleimhaut des Magens in der Gegend des Blindsackes hie und da brandig. Der Uterus war grösser, als gewöhnlich, hart, oder schlaff und mürbe und bot nur in einem Falle Zeichen der Boerschcn Putrescenz dar: die Ovarien waren sowohl auf ihrer äusseren, als inneren Fläche entzündet und enthielten nicht selten eine Menge Eiters; die Tuben und Bänder des Uterus waren gesund. Die Milz v ar bisweilen erweicht, die Leber blass, die Gallenblase mit vieler Galle gelullt; die Lungen bisweilen tuberculös, mit alten Adhäsionen, übrigens gesund, die Pleuren bei einigen leicht entzündet, ln einem Falle, der unter abweichenden Symptomen am 9. Tage tödt— lieh endete, zeigten sich deutliche Spuren einer Carditis und Pericarditis (?). Das Gehirn und seine Häute waren in einigen Fällen, jedoch kaum merklich, entzündet.— Die Behandlung war durchaus antiphlogistisch. Es wurden wiederholte Aderlässe gemacht; das Blut zeigte immer eine entzündliche Beschaffenheit, nur wurde és nach reichlichen Entleerungen und gegen das Ende der Krankheit wässeriger und trug Spuren der Zersetzung an sich. Blutegel wurden reichlich gesetzt, mussten jedoch, wegen Mangels daran, nicht selten durch Aderlässe vertreten werden. Sinapismen über den ganzen Leib und oft erneuert, erleichterten sehr, namentlich bei den Genesenden, Ca- taplasmcn wurden selten ertragen. Daneben wurden star ke Mercurialeinreibungen angewandt. Das Hauptmittel innerlich war Calomel, auf dessen Gebrauch bei den Genesenden Speichelfluss und eiterige, flockige Entleerungen durch Stuhlgang und Urin erfolgten. Die äusserliclie Anwendung der Kälte auf den Leib, mittelst Aufträufeln von Naphta oder Auflegen eisgefüllter Blasen oder Sqhmuckerscher Fouientationen,