Litzmann, C. T. Carl dr.: Das Kindbettfieber in nosologischer, geschichtlicher und therapeutischer Beziehung (Halle, 1844)
Erstes Kapitel: Nosologie des Kindbettfiebers §. 1-10
10 Phlebitis der Eiter als solcher nicht selten In die Blutmassc au {'genommen wird. Seine Gegenwart In derselben ist sowohl durch die mikroskopische als chemische Analyse nachgewiesen worden. Von den Blutkörperchen können die Eiterzellen mittelst des Mikroskopes sehr leicht durch ihre Grösse unterschieden werden. Schwieriger ist die Unterscheidung von den Lymphkörperchen. Zwar sind die Eiterzcllen meistens grösser, von unregelmässigerer Form, mit granulösem Rande, sie finden sich zahlreicher und kleben oft in Haufen zusammen; aber auch die Lymphkörperchen sind, namentlich hei starker Verdünnung des Plasma oft gross, von körnigem Ansehen, und ihre Menge ist nach Blutentziehungen bisweilen beträchtlich vermehrt. Ist der Eiter in grösserer Quantität dem Blute beigemischt, so lässt er sich, wie Donné zuerst angegeben hat, sehr leicht durch Ammoniak erkennen. Eiterhaltigcs Blut wird nämlich durch den Zusatz von Ammoniak mehr oder minder gelatinös, während reines Blut mit demselben versetzt sich zu einer klaren Flüssigkeit auflöst. Ueber die Veränderung, welche die übrigen Bestandteile des Blutes durch die Beimischung des Eiters erleiden, sind wir keineswegs mit hinreichender Genauigkeit unterrichtet, eben so wenig in wiefern sie von den Eiterzellen als solchen abhängig sind, und welche Rolle das Eiterscrum und aufgelöster Eiter bei denselben spielen. Die Untersuchungen beziehen sich tlieils auf die Eiterinfection in Krankheiten, theils auf künstliche Beimischung von Eiter zum Blute. Donné giebt an, dass, wenn man frisches Blut mit dem achten Theile Eiters versetzt, die Gerinnung anfangs normal erfolgt, der gebildete Blutkuchen aber nach 8 bis 12 Stunden wieder zer- fliesst, dass die Blutkörperchen dann blass, deform werden, die Reinheit ihrer Contouren verlieren und am folgenden Tage nur Ei- tcrzcllen zu sehen sind. Nach G 1 u g e zerfallen bei den höheren Graden der Eiterinfection die Blutkörperchen in dem aus der Ader gelassenen Blute eben so schnell, als beim Typhus. Mandl und l’Hériticr heben besonders die grössere Weichheit der Fibrin- coagula im eiterhaltigcn Blute hervor. Engel sagt, die Gerinnbarkeit des eiterbaltigen Blutes sei vermindert, es sei dünnflüssig, von schmutzig dunkclrothcr Farbe und röthe sich an