Grosse, Johannes dr.: Ignaz Philipp Semmelweis, der Entdecker der Ursache des Kindbett-Fiebers (Leipzig-Wien, 1898)

Erster theil. Die Wirksamkeit von Semmelweis in Wien

4 ZWEITES KAPITEL. Seine Entdeckung der Ursache des Kindhettiiebers. Semmelweis wurde am 27. Februar 1846 provisorisch, am 1. Juli 1846 definitiv als Assistenzarzt auf der ersten Gebär­klinik des Wiener allgemeinen Krankenhauses angestellt, wenn­gleich ndt dem Vorbehalte, dass er unter Umständen zu Gunsten seines Vorgängers Dr. Breit wieder zurücktreten müsse. Es war nun sehr auffallend, dass in den sechs Jahren vom 1. Januar 1841 bis letzten December 1846 die Sterblichkeit an Puerperal­fieber auf der ersten Abtheilung von 6‘56% bis auf 9,92°/0 stieg, während dagegen auf der zweiten Abtheilung die Mortalität an Puerperalfieber von 5-58°/0 auf 3'38% herabgegangen war. Die erste Abtheilung hatte also beinahe eine dreifach grössere Sterblichkeit. Kreissende mit langsamer Eröffnungs­periode, meist gesunde blühende Erstgebärende, starben fast ohne Ausnahme. Diese grosse Sterblichkeit unter den jugendlichen, bis dahin gesunden und kräftigen Personen machte auf Semmelweis einen unauslöschlichen Eindruck. Besonders auffallend war diese grosse Sterblichkeit auf der ersten Abtheilung auch insofern, als auf beiden Abtheilungen dieselbe Ueberfiillung, dieselbe schlechte Ventilation und Diät, dasselbe ungenügende Personal vorhanden war. Die Bemühungen von Semmelweis, die Ursache dieser er­schreckenden Sterblichkeit auf der ersten Abtheilung zu ergrün­den, sollten glücklicherweise später noch von Erfolg begleitet sein. Zunächst war Semmelweis genöthigt, bereits am 20. Oc­tober 1846 seine erste Dienstzeit auf der ersten Gebärklinik des allgemeinen Krankenhauses zu beenden, da Dr. Breit infolge

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