Bókay, J. von dr.: Die Lehre von der Intubation

I. Teil. Die O'Dwyersche Intubation und deren Ausübung bei der diphterischen Larynx-Stenose

ihm auch der Auftrag erteilt wurde, das auf der „Blae kwell“-Insel er­baute Infektionsspital selbständig nach bestem Vermögen zu leiten. Hier erlebte er in kurzer Nacheinanderfolge eine Cholera-, dann eine Typhus­epidemie und verfiel auch selbst in Typhus. Seine Heilung ging glatt von statten, und alsbald gewann er seine ungestörten körperlichen Kräfte zurück. Von 1868 bis 1869 war er Untersuchungsarzt der „Bellevue“- und „Charit y“-Spitäler und erhielt das Recht, über gewisse Erkrankungen \ orlesungen zu halten. Im selben Jahre eröffnete er in Gemeinschaft mit Dr. Warren Schonnover ein Ordinationsinstitut in der Second Avenue. Im Frühjahr 1872 machte er sich in der Nähe der „Sixty-fifth-street“, in der ,,Lexington Avenue“ ansässig und hier lernten ihn die meisten seiner Kollegen kennen. lin Jahre 1873 wurde in seiner Nachbarschaft das neue Spital des „NewYork Foundling Asylum“ erbaut und O’ Dwyer sowie Lewis Smith und Reynold an dessen Spitze gestellt. Hier begann er sich im Jahre 1880 an dem ihm zur Verfügung stehenden Ma­teriale mit dem Gedanken der Intubation zu beschäftigen. Er begann selbständig, ohne enthehene Inspiration (,,without borrowed inspi­ration“) und ohne von der Tubage Bouchuts etwTas gehört zu haben, zu arbeiten und stellte sich mit gewaltiger Ausdauer ans Werk, vor Miß­erfolgen nicht zurückschreckend. Die Art und Weise, wie er sich dabei betätigte, kann am besten durch seine eigenen Worte, die in einem seiner Vorträge enthalten sind, charakterisiert wrerden: ,,Auf Grund meiner Er­fahrungen — sagt 0'Dwyer — kann ich die in dem Satze eines Weisen enthaltene Wahrheit bekräftigen, daß bei ausdauerndem Nachsinnen über einen Gegenstand ein Strom des Lichtes über ihn zieht, — anfangs dämmert es bloß, mit der ununterbrochenen Übung wird es aber immer heller und heller, bis wir schließlich bei vollem Lichte arbeiten.“ Fünf Jahre später, also im Jahre 1885, veröffentlichte er das Resultat seiner mühereichen Untersuchungen zum ersten Male. Die erste öffentliche Anerkennung seines Werkes, die einer Ovation gleichkam, ward ihm in der Sitzung des staatlichen Ärztevereins (State Medical Society) im Februar 1887 zuteil. Schon damals wohnte in ihm. die Überzeugung, daß sein Ver­fahren mit der Zeit zur erfolgreichen Behandlung der chronischen Stenosen ebenso geeignet sein wird, wie zur Heilung der akuten Verengungen der oberen Luftwege. Jedes Problem, das mit den Atmungsstenosen Verwandtschaft besaß, gewann sein besonderes Interesse. Gegen sein Lebensende nahm er im ,,Presbyterian Hospital“ bei einem Pneumoniekranken einen Apparat in Anwendung, welcher den Zweck hatte, die Luft reichhch mit Sauerstoff zu versehen. Sein Intubationsapparat zur Einleitung der forcierten künst­lichen Atmung wurde von seinem intimen Freunde Northrup im Jahrgange 1891 des ,,British Medical Journal“ beschrieben. 0'Dwyer war ein hervorragender Lehrer, und einige Jahre hindurch hielt er im „Post graduate medical-school and hospital“, sowie im „Bellevue hospital medical College“ gut besuchte Intubations­kurse. Die letzten Jahre seines Lebens widmete er dem „St. Y i nee nt hospital“; an letzterem Orte unterrichtete er die Mediziner in der Ge­burtshilfe und im Intubationsverfahren und befaßte sich mit der Ausbildung von Krankemvärterinnen. Aus der schönen Denkrede A orthrups auf 12 Die O'Dwyersche Intubation und deren Ausübung bei der diphtherischen Larynx-Stenose.

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