Bókay, J. von dr.: Die Lehre von der Intubation

I. Teil. Die O'Dwyersche Intubation und deren Ausübung bei der diphterischen Larynx-Stenose

vom Kinde wiederholt ausgehustet und die fatale Asphyxie konnte zu wiederholten Malen nur im letzten Momente beseitigt werden. Das Vertrauen zu der Intubation war nunmehr im Findelhause er­weckt und im Steigen begriffen, — im Laufe von fünf Jahren sprachen zwei vollkommen geheilte Fälle für die Lebensfähigkeit des neuen Ver­fahrens, und die Abneigung gegen dasselbe schwand immer mehr. Die Tuben bekamen darauf eine noch größere Länge, so daß sie bis zur Bifurkation herabreichten; sie wurden später neuerdings abgekürzt, bis endlich nach fünfjährigen rastlosen und gründlichen Studien diejenige Form entstand, zu der O’ Dwyer auch späterhin treu blieb. Einer der wichtigsten Momente während dieser Studien war die Anbringung der bauchigen Hervorwölbung an den Tuben, welche ihr Verweilen im Kehl­kopfe sicherte. Es sei erwähnt, daß 0’Dwyer vor Abschluß seiner Untersuchungen von den Tubageversuchen Bouchuts überhaupt nichts wußte, und somit kann in bezug auf seine Priorität in der Schaffung des Verfahrens nicht der ge­ringste Zweifel bestehen. Als Angabe von geschichtlichem Interesse erwähne ich, daß 0' Dwyer in der Konstruierung der Krawatte hauptsächlich Dr. E. R. Chadbourne (Pasadena) zur Seite stand, der als geschickter Mechaniker 0’Dwyers In­tentionen allzeit gerecht zu werden verstand. Der erste Introduktor, den O' Dwyer gleichfalls mit Chadbourne ausarbeitete, befindet sich auch heute noch in Chadbournes Besitz. Als ich in der Absicht, gelegentlich der Millenarausstellung in Budapest im Jahre 1896 die Entwicklung der Intubationsinstrumente zu demon­strieren, 0’Dwyer brieflich ersucht, mir seine Studien-Tubenreihe zur Ver­vollständigung meiner Kollektion zur Ansicht zu übersenden, leistete 0’Dwyer meinem Wunsche mit der größten Bereitwilligkeit Folge und schrieb in seinem Briefe, welcher der wertvollen Sendung beilag, folgendes: ,,Bevor Sie über die Roheit und Plumpheit der zu den ersten Versuchen gebrauchten Tuben lächeln, bitte ich Sie, bedenken zu wollen, welche bedeutenden Schwierigkeiten zu überwinden waren, bis ich die für den Kehlkopf geeignete Tube konstruieren konnte.“ Mir stand bei Besichtigung dieser Reihe nichts ferner, als mit­leidig über sie zu lächeln, sondern ich war von aufrichtiger Verwunderung für 0'Dwyer erfüllt, weil diese Tubenreihe ein glänzendes Zeugnis seiner Gründlichkeit und Genialität abgibt und auf das Augenscheinlichste be­weist, welchen Fleiß er entfalten mußte, bis er aus der primitivsten Form die heutige Tube schuf1) (Fig. 5). 0’Dwyers, letzte Neuerung, meiner Ansicht nach eine Errungenschaft von hoher Tragweite auf dem Gebiete der Intubation, war die Verfertigung der leichten Ebonit tűben an Stelle der schweren und bis dahin gebräuch­lichen Bronze- und Zinktuben, welche Ebonittuben heutzutage die Metall­tuben für den gewöhnlichen Gebrauch in den Vereinigten Staaten fast x) Auf die betreffende Tubenreihe, die 0’Dwyer so freundlich war, meinem Spitale als Geschenk zu überlassen, kann ich mit Recht stolz sein, weil es meines Wissens auf der ganzen Welt deren bloß drei komplette Exemplare gibt, — außer dem meinigen eines in 0'Dwyers Nachlassenschaft und eines im Besitze von Massei, des illustren Laryngologen in Neapel. 8 Die O’Dwyersche Intubation und deren Ausübung bei der diphtherischen Larynx-Stenose.

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