Balassa, J. V.: Unterleibs-Hernien . Vom klinischen Standpunkte mit topographisch- und pathologisch-anatomischen Daten beleuchtet (Wien, 1856)

Erster Abschnitt. Von den Unterleibshernien im Allgemeinen - D. Verschiedene Zustände der Hernien, ihre Symptome und Diagnose - III. Eingeklemmte Hernien

31 weitigen Incarceration nicht aus. Bei chronischen und unbeweglichen Brüchen ist die Möglichkeit einer Einklemmung durch Anwachsung und Exsudat immer zugegen. Als d i a g n o s t i u c h e r A n h a 11 s p u n k t dient bei einer Incarceration in der Bruchpforte oder dem Bruch­sackhalse die grössere Spannung der Geschwulst um den Bruchhals, während der übrige Theil derselben sich minder straff anfühlt; — ist hingegen die Einklemmung durch den Bruchsack oder seinen Inhalt bedingt, so wird umgekehrt die Geschwulst um den Bruchring schlaf­fer und beweglicher, und an der Peripherie mehr gespannt sein. §. 25. Pathologische Vorgänge bei der Einklemmung und ihre Folgen. Wir wollen diesen Gegenstand unserer Abhandlung so einthei- len, dass wir zunächst einen geschichtlichen Abriss des Vor­ganges entwerfen, dann die, die Einklemmung begleitenden patho­logischen Processe durchgehen, und endlich die den Processen entsprechenden Symptome aufzählen. Der Vorgang bei einer Einklemmung besteht in Folgen­dem: es werden die eingeklemmten Theile an der Incarcerationsstelle zusammengedrückt und hiedurch in den hohlen Organen und Gefäs- sen die Communication aufgehoben , ihre Function gehemmt. Bei Darmincarceration gelangt demnach in das über der Einklemmungs­stelle hinaus liegende Darmrohr weder Koth noch Gas. Die Venen des eingeklemmten Theiles vermögen ihren Inhalt nicht zu entleeren, während die noch nicht ganz zusammengedrückten Arterien demsel­ben fortwährend Blut zuführen. Das Parenchym des incarcerirten Organs strotzt von Blut, schwillt an, diese Geschwulst presst auch die noch wegsamen Arterienzweige zusammen und die Circula­tion hört gänzlich auf. Der eingeklemmte Theil wird also im Ver­laufe dieser Ereignisse, anfangs besonders an der Einklemmungsstelle, später in seinem ganzen Umfange gequetscht und gangränescirt end­lich, wenn der Blutumlauf vollends ins Stocken geräth. Ueber der Incarcerationsstelle staut sich das Blut in den zu- sammengedrückten Arterien; die Quetschung veranlasst eine Con­gestion in dem zunächst liegenden Theile des Organs: — beide Momente wirken zur Erregung einer Entzündung von verschiedenem Grade und verschiedener Ausdehnung, je nach der Beschaffenheit und Quantität der eingeklemmten Theile, sowie nach dem Grade der Incarceration und der Individualität des Kranken.

Next

/
Thumbnails
Contents