Balassa, J. V.: Unterleibs-Hernien . Vom klinischen Standpunkte mit topographisch- und pathologisch-anatomischen Daten beleuchtet (Wien, 1856)
Erster Abschnitt. Von den Unterleibshernien im Allgemeinen - B. Pathologische Beschaffenheit der Hernien
14 diese auf das Organ haben kann. So wird sieh z. B. eine Knochenumgebung nicht verändern, sie wird nicht nachgeben, während Aponeurosen und Muskeln sich ausdehnen lassen, ja bei einem plötzlichen und gewaltsamen Drucke sogar zerreissen können. Aponeurosen geben einem langsamen, anhaltenden Drucke eben so gut nach wie Muskeln, einer plötzlich einwirkenden Gewalt jedoch leisten sie Widerstand , während die Muskelfaser sich Ins auf einen gewissen Grad dehnen lässt. Es wird demnach dort. wo die Bruchpforte nur aus sehnigen Gebilden oder aus Knochen und Sehnen besteht. eine Erweiterung durch plötzliche Gewalt nur mittelst Zerreissung des aponeurotischen Gewebes zu Stande kommen können; Sehnen- und Knochenumgebungen der Bruchpforte werden sich zu den hervortretenden Theilen passiv verhalten; Muskelfasern hingegen werden durch zeitweise spasmodische Contraction die vorgelagerten Organe zusammenschnüren. Bleibt ein so ausgedehnter Punkt der Bauchwandung längere Zeit von der ausdehnenden Gewalt verschont, so kann die Bruchpforte, je nach der mehr oder weniger contractilen Beschaffenheit der sie umgebenden Gebilde, sich mehr oder weniger verkleinern; eine wichtige Eigenschaft des Bruchrings in Bezug auf Radicalheilung. §. 13. Bruchsack. Durch die Bruchpforte lagern sich gewöhnlich solche Organ- theile vor, welche im Peritonealsacke enthalten sind, wesshalb sie dasselbe auch als ein nachgiebiges und mit den benachbarten Theilen lose zusammenhängendes Gebilde vor sich herdrängen, und von ihm eine Bekleidung gewinnen, welche den Namen Bruchsack führt. Diese Ausstülpung des Bauchfells bildet gleichsam ein Anhängsel der Bauchhöhle , und wird an der Stelle, wo sie in selbe übergeht, Bruchmündung, an ihrem blinden Ende Bruchgrund, zwischen diesen zwei Endpunkten Bruchkörper genannt. Eigentlich geht aber auch das subperitoneale Zell- und Bindgewebe, als ein vermittelndes Stratum zwischen dem Bruchsacke und den äusseren Schichten, in den Bau desselben ein, da es gewöhnlich mit dem Bauchfell zugleich ausgedehnt und hervorgestülpt wird. Eine derartige Bildung der Bruchpforte und des Bruchsackes, nämlich durch eine Hervordrängung von innen nach aussen, ist die häufigste; manchmal jedoch entsteht der Bruchsack auch durch einen Zug nach aussen, z. B. bei dem verspäteten Hinabgleiten des Hodens,