Kalocsai Főegyházmegyei Körlevelek, 1918

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— 90 — stützt und bekräftigt. Wir wollen es daher hoffen, dass diese Umstände vor den Richter­stuhl der zivilisirten Welt gebracht den Ge­lüsten unserer Nachbarsländer Schranken setzen und die Integrität unseres Landes, die für uns eine Lebensfrage bedeutet, beschützen werden. Die übrigen Übel, die infolge des Krie­ges enstanden sind : Leiden, Elend und Not, Krankheiten und Verwüstungen, alles dies müssen wir als Heimsuchung Gottes be­trachten, von denen auch die Unschuldigen zur Mehrung ihrer Verdienste betroffen werden, die aber auch eine verdiente Strafe Gottes sind. Wir waren wohl im Rechte unse­ren Gegnern gegenüber, und dieser Umstand wird uns auch zu seiner Zeit und am rich­tigen Orte zum Vorteil sein. Waren aber auch viele Tausende und Millionen von unseren Mitbürgern im Rechte gegenüber Gott und seinen Geboten ? Haben nicht die einsichtsvolleren, eifrigeren Christen schon vor dem Kriege gesagt, als sie die über­handgenommene Zügellosigkeit, den gwis senlosen Schacher nnd die Zerrüttung des Familienlebens sahen: dies kann nicht mehr lange so fort gehen, die züchtigende Hand Gottes wird nicht mehr lange auf sich war­ten lassen ? Und hat sich vielleicht die Welt wärend des Krieges gebessert ; sind wir frömmer, bussfertiger geworden ? Leider kön­nen wir nur das Gegenteil feststellen. Im Anfang zeigten sich wohl die Zeichen des Insichgehens, bald aber begann das unge­zügelte, hastige Jagen nach masslosem Reichtum bei den Kleinen und Grossen. Abgesehen von den lobenswerten Ausnah men rannten Tausende und Tausende dem Reichtum und den Genüssen nach. Es ist daher nicht zum Staunen, wenn die stra­fende Hand Gottes auf uns lastet, um die Verwüstung, welche die Sündenilut in den Seelen angerichtet hat, zu bestrafen. Aber auch unsere siegreichen Gegner trifft die Strafe Gottes, da dieselben Sün­den auch dort zum Himmel schreien. Sie singen jetzt wohl ihre Siegeslieder, in ihren Freudentaumel mischt sich aber viel Bitter­keit. Ihr Siegesmahl verbittern die mass­losen Opfer an Gut und Blut, die Wehrufe der Wittwen un Waisen, die eingeäscher­ten Städte und Dörfer, die böse Ahnung, ob nicht vielleicht die Wut des abgehetzten Volkes sich gegen seine bisherigen Führer wenden wird ? Die Völker wissen es, das wir und unsere Verbündeten ihnen schon vor zwei Jahren den Frieden angeboten haben, ihre Staatsmänner haben ihn aber nicht angenommen. Sie stehen nun vor der Frage : War der seitdem errungene Erfolg, den ihre Führer aufweisen können, auch des unterdessen vergossenen Blutes und angerichteten Schadens wert ? Wir wollen die Antwort auf diese und ähnliche Fragen der Zukunft überlassen, die in Gottes Hand ruht, der gewiss die entsprechende Artznei zur Heilung der Verirrungen, Fehler und Vergehen der Völker finden wird. Der göttliclhe Erlöser hat die Zerstö­rung Jerusalems vorausgesagt, und knüpfte an die erschütternde Worte, mit welchen er die Greuel der Zerstörung beschreibt, zu gleich die Prophezeiung vom Ende der Welt. Die Zerstörung Jerusalems war die Folge der Verderbtheit seines Volkes, das Ende der Welt wird gleichfalls die Verderbt­heit der Welt heraufbeschwören, wie auch der jetzige Weltbrand eine Folge der Sünde ist. Die Sünde, wo s'e einmal einreisst, da reisst s e die Massen der Menschheit mit der Kraft einer Überschwemmung mit sich fort, verheert und fegt alles weg, was ihr in den Weg kommt. Nicht umsonst sagt der Herr in seiner Prophezeiung von dem Ende der Welt: »Wenn dieselben Tage nicht abgekürzt würden, so würde kein Mensch gerettet werden.« (Math. 24, 22.) Welch schreckliche Macht des Bösen, und welch klägliche Schwäche der menschlichen Gebrechlichkeit, d.e selbst die Besten zum Wanken brächten, würde die Zeit der Prü­fung von Gott nicht abgekürzt werden. Meine Lieben in Christo ! Verdemütigeo wir uns angesichts dieser Wahrheiten ! Fle­hen wir zum Allmächtigen, er möge die Tage der Heimsuchung abkürzen und in dieser schweren Zeit die Stütze unserer Gebrechlichkeit sein, damit wir nicht in die Falle der Hinterlist, der Versuchungen und irremachender Reden geraten, und ihnen zum Opfer fallen. Auch jetzt nocht richtet die auflodernde Leidenschaft hie und da Verwüstungen an. Lassen wir diese böse Leidenschaft n :cht über uns Herr werden,

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