Kalocsai Főegyházmegyei Körlevelek, 1875
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- 37 — "heit und jeder will sich an ein Ganzes anschliessen. Diesem Geselligkeitstriebe entspricht das rührige Bestreben unserer Zeit statutenmassige Yereine zu gründen zur Förderung des Gesammtwohles, sowohl der ganzen menschlichen Gesellscbaft als auch einzelner Stitnde. Welche Yortheile sind niclit schon der Industrie, Wissenscbaft und dem Handel aus den bestehenden Yereinen erwachsen ? In gleicher Weise können auch für den Lehrerstand durch ein geregeltes und wohl gepflegtes Yereinswesen erhebliche, moralische, gesellschaftliche und materielle Fortschritte erzielt werden. a) Die sittliche Bildung der Volksschullehrer. Die Lehrervereine befördern die moralische Charakterbildung des Lehrers durch gegenseitige Anoiferung und Ermunterung zur gewissenhaften Erfüllung der Berufspflichten; durch den Hinweis auf das Ziel, welchem die Yolksschule nachzustreben hat; den unmittelbar einwirkenden Einfluss der Persönlichkeit und Gegenwart tüchtiger Lehrer, und das anziehende Beíspiel ihres öífentlichen und hiiuslichen Familienlebens. Da die Schule die Miterzieherin der Familie und des Staates ist, wird in den Versammlungen der Lehrervereine zweifelsohne über die moralischen Gebrechen der Kinder, wie Liige, Zorn, Keid, Hass, Unreinlichkeit, Zerstreutheit, Zanksucht gesprochen, und das padagogische Yorgehen in Berathung gezogen werden, wie diesen sittlichen Übeln Abhilfe zu bringen und die ihnen entgegengesetzte Tugend zu erwecken und zu kriiftigen sei. Aehnliche Berathungen können nicht ohne sittliche Rückwirkung für den Lehrer bleiben. Geeignet erscheint es in den Yersammlungen, die Lebensbeschreibungen solcher Fachmanner vorzulesen, welche für Religion und sittliche Erziehung Vorzügliches geleistet habén. b) Die intellectuelle Bildung der Yolksschullehrer wird durch Vereine befördert, da die Mitglieder für die Yersammlungen über selbstgewithlte oder aufgegebene Fragen schriftliche Arbeiten zu liefern habén aus Gegenstanden, welche in ihr Fach schlagen. Der Zweck dieser Yersammlungen ist gegenseitige Fortbildung durch den Austausch der gesammelten Kenntnisse, Erfahrungen und Anschauungen. Zu Gegenstanden der Besprechung und des Yortrages wilhle man das Wissenswerthe aus den einzelnen Lehrgegenstanden, die Art und Weise, wie dieses denKindern beizubringen sei; wie weit jede Klasse einer mehrklassigen und jede Abtheilung einer einklassigen Yolksschule zu schreiten habe; überhaupt Alles, was den Lehrer praktisch zu bilden vermag. Jeder Lehrer wird beflissen sein eine gediegene schriftliche Arbeit zu liefern. Es wird mancher, der sonst Jahre lang kein Buch in die Hand genommen, wenigstens vor der stattfindenden Zusammenkunft der Yereinsglieder in guten Büchern lesen, um sich über die gestellten Fragen einigermassen orientiren zu können. Auch das Verlesen der tüchtigsten Arbeiten hat seinen Nutzen, da der aufmerksame Zuhörer seine Arbeit mit der vorgelesenen im Stillen vergleicht und das Beste von beiden zusammenfasst; wahrend die Versammlung den Aufsatz bespricht, erhalt er zugleich die richtige Beantwortung der gestellten Frage. Am Yersammlungsorte sollte man nicht versiiumen den zustiindigen Lehrer in seiner Schule nicht nur mit einzelnen Schülern, sondern auch mit der vollen Kinderzahl den Unterricht vornenmen zu lassen. Empfehlenswerth ist es, diese Probelektionen in d e r Art zu erweitern, dass sie gleichfalls als Prüfung dienen, um deu anwesenden Amtsgenossén und Yereinsgliedern den Beweis <2 Cire. Lit. Nr. VII. 187S. ^