Inventare Teil 9. Inventar des Verkehrsarchivs in Wien (1959)

Die Bestände des Verkehrsarchivs: - B. Registraturen sonstiger staatlicher Eisenbahnverwaltungen

71 ihrer Aufgaben gegenüber der Zentralstelle wurde viel präziser festgesetzt. Die Errichtung, Verlegung oder Auflassung einer Eisenbahnbetriebsdirektion, welche immer einer kaiserlichen Entschließung bedurften, führte oft zu Diffe­renzen mit den örtlichen Interessenten. Es bestanden solche Direktionen in Wien, Linz, Innsbruck, Villach, Pola (verlegt am 1. IX. 1888 nach Triest), Spalato, Budweis (die zwei letzteren am 1. I. 1887 aufgelöst), Pilsen, Prag, Krakau, Lemberg, Stanislau (ab 1. VII. 1894) und Olmütz (ab 1. IV. 1895, als fortsetzende Dienststelle der Verkehrsleitung in Mährisch-Schönberg). Es war immer für die staatliche Eisenbahnorganisation charakteristisch, daß eine rasch fortschreitende Entwicklung ihre Schwächen aufzeigte. Das gilt besonders für diese Generaldirektion, da das Staatsbahnnetz durch Ver­staatlichungen und Neubauten in der Zeit ihres 12jährigen Bestandes eine Erweiterung von 5070 auf 9078 km erfuhr (38% bzw. 54% des gesamten österreichischen Eisenbahnnetzes) und da außerdem die Verkehrsleistungen in einem noch viel größeren Umfang anstiegen. Obwohl zur Entlastung der Zentralstelle der Aufgabenkreis der Eisenbahnbetriebsdirektionen dauernd erweitert wurde (dabei spielte am Rande auch das Nationalitäten­problem mit), häuften sich die Beschwerden der Öffentlichkeit über die lang­same Erledigung, besonders der kommerziellen Angelegenheiten. Nach der Errichtung eines eigenen Eisenbahnministeriums im Jänner 1896 stellte die Generaldirektion am 31. VII. 1896 ihre Tätigkeit ein. Für eine dauernde Aufbewahrung im Verkehrsarchiv konnte nur ein geringer Prozentsatz der Geschäftsstücke in Frage kommen, deren Anzahl im Jahre 1885 130.000 und im letzten Jahr hingegen bereits 240.000 Nummern betragen hatte. Nach der ersten Skartierung umfaßte der gesamte Bestand noch immer 2921 Faszikel. Das kompliziert ausgearbeitete Chiffemsystem führte bereits bei der ersten Einreihung zu Fehlern; auch aus diesem Grunde war der gesamte Bestand bis zur Anlage einer nach Schlagworten angelegten Kartei über die allgemeinen Akten und eines Verzeichnisses aller Präsidial­stücke im dritten Band des Hauptinventars schwer benützbar. Für wissen­schaftliche Zwecke kommen in erster Linie die Präsidialakten in Frage (Be­handlung des Nationalitätenproblems, Anfänge der Gewerkschaftsbewegung und Sozialpolitik), für Verwaltungszwecke werden heute noch verschiedene Bausachen benötigt. Verzeichnis: (Vorbemerkung: Der Jahrgang 1884 liegt, soweit keine Nachakten vorhanden sind, bei den vorangehenden Behörden.) 1) Präsidium: 14 Kartons (1885 — 1896), Zahlenregistratur; 36 Bücher, Hauptinventar, 3. Band. S. 164ff. 2) Allgemeine Akten: 60 Kartons (1885—1896) mit wechselnder Materien­registratur: die Jahrgänge 1885 und 1886 liegen getrennt nach verschiedenen Systemen, für die Jahrgänge 1887 — 1896 gilt jedoch folgendes Schema: 1) Ver­waltung, 2) Bau, 3) Zugförderung, 4) Verkehrsdienst, 5) Diverses (eine Einheit ist aus den wenigen vorhandenen Geschäftsstücken nicht zu erkennen), 6) Fi­nanzielles* 550 Bücher (Indices und Einreichungsprotokolle), 3 Schachteln Karteien. Archivbezeichnungen: 1) IV Ha, 2) IV H.

Next

/
Thumbnails
Contents