Inventare Teil 8. Inventar des Kriegsarchivs in Wien (1953)
I. Band - Vorwort
Vorwort. Nach Einverleibung des Kriegsarchivs in das österreichische Staatsarchiv im Jahre 1945 erteilte Generaldirektor Universitätsprofessor Dr. Leo Santi- f a 11 e r noch im selben Jahre den Auftrag, mit der Verfassung eines Gesamtinventars des Kriegsarchivs zu beginnen. Die hierzu notwendigen ersten Weisungen wurden nach Wiedereröffnung des längere Zeit geschlossen gewesenen Archivs und nach Beseitigung der ärgsten Kriegsschäden erlassen *). Im Kriegsarchiv Wien liegen Geschichtsquellen für über 4 Jahrhunderte europäischer und Weltgeschichte, an denen die Geschichtsforschung und Geschichtsschreibung zahlreicher Gebiete nicht Vorbeigehen können. Doch nicht bloß für den Historiker, dessen Beruf es ist, die verflossenen Zeiten aufzuhellen, in denen es in aller Welt so viel Krieg gegeben hat, wird ein Kriegsarchiv jederzeit eine unentbehrliche Forschungßstätte bilden, auch jenen, die berufen sind, am Zeitgeschehen verantwortlich mitzuwirken, wird es wertvolle Aufschlüsse über die Vergangenheit vermitteln. Was die Erschließung militärischer Quellen betrifft, hat man in Österreich schon öfters den Versuch unternommen, eine solche planmäßig in die Wege zu leiten. Der Historiker und spätere Chef des GQuMSt. Gf. Leonhard v. Rothkirch, verlangte eine „Sammlung von Materialien zur Kriegsgeschichte“ * 2 *), Gustav Bancalari forderte, der Forscher solle sich nicht damit begnügen, „die Resultate, welche ein anderer ... gezogen, gleich einer Quelle zu benützen“, sondern selbst an die Quellen heranzugehen8), und der Direktor des Heeresmuseums, Generalingenieur Dr. W. John, dachte an systematische Quellenpublikationen zur Kriegsgeschichte4). Ein Gesamtinventar des österreichischen Kriegsarchivs kann derzeit nichts anderes sein als bloß ein allgemeiner Überblick über die aufbewahrten Quellen, doch soweit geordnet nach den vorhandenen Archivkörpern und Sammelgebieten, daß jeder Forscher rasch und leicht erkennen könne, ob ihm das Archiv geeignetes Material für seine Arbeit liefert. Eiine derartige Beschränkung des Inventars ist schon dadurch geboten, daß es sich beim Kriegsarchiv Wien um eines der größten Archive handelt, das nicht nur Armee-Archiv allein ist, sondern auch eine der bedeutendsten Fach-Bibliotheken bzw. Kartensammlungen, ferner das alte Marine-Archiv, das Luftfahrt- Archiv mit dem Luftfahrtmuseum und noch eine umfangreiche Bildersammlung umfaßt. U KA., Z. 1530/1947. 2) Neue militärische Zeitschrift, 1812, 3. Bd., S. 36 ff. s) Quellen der österreichischen Kriegs- und Organisationsgeschichte Wien 1872. 4) Zwei Quellen zur Geschichte der k. u. k. Armee ..., Wien 1903.