Inventare Teil 8. Inventar des Kriegsarchivs in Wien (1953)

I. Band - 3. Das Personal des Kriegsarchivs

30 die sich an dieser Arbeit bisher „versucht“ hatten, habe sich nur ein einziger, der 1813 verstorbene Hptm. Aigner besonders befähigt erwiesen. Derartige historische Sonderkenntnisse konnte der Berufsoffizier auch in Hinkunft noch lange nur durch Selbststudium und praktische Übung erwerben. Im allge­meinen war es ein weites Gebiet, auf dem die Offiziere im KA. beschäftigt wurden: als schöpferische Autoren oder Kartographen, als Archivare und Verwalter von Akten, Karten und Plänen, als Bibliothekare und schließlich als Kopisten von Manuskripten und gezeichneten Beilagen. Erst nach dem Zeitalter der Franzosenkriege brachte die Organisation von 1818 eine dauernde Grundlage für viele Jahrzehnte. Vom Direktor er­heischte die Dienstinstruktion gute militärwissenschaftliche Bildung, Kennt­nis der Militärliteratur, von Geschichte, Geographie und Sprachen. Für die übrigen Posten waren Offiziere mit den „erforderlichen“ Kenntnissen aus dem Generalstab und Geniekorps, aus der Armee oder dem Pensionsstand, allenfalls auch Militärbeamte auszuwählen. Normiert wurden drei Stabsoffiziere als Abteilungsvorstände mit je einem Oberoffizier als Gehilfen, 1 Registraturs- adjunkt (Beamter), 1 Fourier (Rechnungsunteroffizier) und 2 Kanzleidiener. Ein Personal für militärwissenschaftliche Arbeiten, die weiterhin unter direk­ter Leitung des GQuMSt. blieben, entfiel daher; wohl aber wurden zur Be­schleunigung der Akten-Registrierung noch einige Offiziere auf die Dauer des Bedarfs zugeteilt. Die Bevorzugung von mindertauglichen Offizieren für den Archivdienst, die 1838 dazu führte, grundsätzlich nur mehr Pensionierte (mit einer Gehaltszulage) anzustellen, entsprang — wenn auch sachliche Gründe dafür sprechen mochten — doch aus der dem militärischen Denken geläufigen, höheren Einschätzung des Truppen- vor dem Kanzleidienste. Unter solchen Umständen bestand für einen hochgebildeten, strebsamen Offizier wenig Anreiz, sich um den höheranorts geringer geachteten Archivdienst zu bewerben, und trat eher der Gedanke der Versorgung für einen ausgedienten, invaliden Truppenoffizier in den Vordergrund. Nur die Direktoren entstamm­ten stets — mit einer Ausnahme34) — dem GstbKps. Nach der Organisation von 1876, die dem KA. wieder die Verfassung und Herausgabe militärhistorischer Werke übertrug, war der Direktor zugleich der Vorstand der neuerrichteten Abteilung für Kriegsgeschichte. Der Ge­samtstand wurde mit 7 Stabs- und 24 Oberoffizieren (samt Militärbeamten) festgesetzt. Zu dem stabilem Personal, das seit 1862 zu den Offizieren des Armeestandes zählte, traten zeitlich zugeteilte Offiziere aus dem Generalstab (in der Regel vier) und den Truppenkörpern. Voraussetzung waren literarische Gewandtheit, kartographische und Sprachenkenntnisse. Von den dauernd im Archiv Eingeteilten, aus denen die Abteilungsvorstände und deren Referenten bestellt wurden, war rege wissenschaftliche Fortbildung in ihren Fachgebieten, auch publizistische Tätigkeit erwünscht, während diese für alle Angehörigen der kriegsgeschichtlichen Abteilung die Hauptaufgabe darstellte. Um eine systematische, wissenschaftliche Fachausbildung namentlich in den histori­schen Hilfswissenschaften zu erlangen, wurden seit 1889 Archivoffiziere mit Genehmigung des KM. beauftragt, an der Universität Wien einen Lehrgang des Instituts für österreichische Geschichtsforschung zu absolvieren. Aus ähn­licher Absicht heraus fand 1918, nachdem seit mehr als 10 Jahren dem KA. kein an der Universität geschulter Nachwuchs zugekommen war, für Offiziere 34) Der Abteilungsvorstand Obst. Rottauscher war 1872—76 provisorisch mit der Leitung des KA. betraut.

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