Inventare Teil 8. Inventar des Kriegsarchivs in Wien (1953)
I. Band - 3. Das Personal des Kriegsarchivs
24 Sammlung (Karten-, Plan-, Atlanten-, Globen- u. Reliefsammlungen, Landesbeschreibungen, kartographische Schauräume), Abt. 6 = Bibliothek (Hauptbibliothek mit Ausleihe u. Lesesaal, Dienstbücher und Dubletten-Sammlungen, Schauraum), Abt. 7 = Bilder-Sammlung (Porträts, Geographie, Heere, Marine, Luftfahrt, Krieg). 3. Das Personal des Kriegsarchivs. A. Im Hofkriegskanzlei-Archiv (1711—1801). 1. Vorbildung. Bernhard Rosenbaum wurde 1711 zum Archivar bestellt, weil er — wie das Ernennungsdekret hervorhebtL) — vier Sprachen beherrschte, die für seinen Dienst „haubtsächlich vonnöthen“ seien. Welche Ansprüche an die allgemeine Vorbildung des Mannes gestellt wurden, aus welchem Berufskreis er stammte und welche Gründe sonst für seine Wahl maßgebend waren, ist nicht bekannt. Dem Stande der hofkriegsrätlichen Beamten dürfte er nicht angehört haben, dafür fehlt jeglicher Hinweis. Daß der neue Posten mit dem verfügbar gewordenen Gehalt eines Hofkriegs-Sekretärs — eine dem heutigen Konzeptdienst gleichzuhaltende Stellung — geschaffen und dem neuernannten Archivar die Vorteile eines Hof beamten zugebilligt wurden, läßt ersehen, daß seine verantwortungsvolle Vertrauensstellung doch als höherer Dienst gewertet wurde. Allerdings kannten jene Zeiten noch keine strenge Scheidung zwischen höherem und mittlerem Dienst, namentlich in den Anfangsstufen der Beamtenlaufbahn. Josef Schottel, der 1709 als Feldkriegskanzlist auf genommen wurde, besaß akademische Bildung* 2 3) und brachte es nach 20 Jahren bis zum Registrator in der dem Prinzen Eugen „auch tempore pacis“ beigegebenen „Feldkriegsexpedition“ 8); 1729 bewarb er sich nach dem Tode Rosenbaums um die Nachfolge und erhielt den Posten in Ansehung seiner langjährigen Diensteserfahrung, Fähigkeiten und Kenntnis der „nötigen Sprachen“. Waren die beiden Archivare wegen ihrer Gesamteignung berufen worden, ohne vorher im Archiv tätig gewesen zu sein, so änderte sich in der Folge der Vorgang bei der Stellenbesetzung. Der 1760 — ebenfalls auf vorgebrachte Bitte — ernannte Archivar H a g 1 war, nachdem er über 10 Jahre in der Kanzlei des HKR. als „Accessist“ ohne Besoldung (Beamtenanwärter)4 * * *) gedient hatte, 1749 im Archiv Registrant und nach einem Jahre Adjunkt (zweiD Siehe S. 15. 2) Er hatte drei Jahre die Jura gehört, sich mit Mathematik beschäftigt und war der wälsehen Sprache kundig; die Kenntnis des Lateins wird in diesem Zusammenhang offenbar als selbstverständlich nicht erwähnt. HKR. Prot. Exp. 1709, — März — fol. 201. 3) Schemata, Nr. 198. Dieses Büro bestand aus einem Feldkriegssekretär als Leiter, einem Registrator (Schottel), 2 Konzipisten, 3 Kanzlisten und 1 Kanzleidiener. 4) Die Erklärung des Titels „Accessist“, der bei den altösterr. Militärbeamten bis 1918 gebräuchlich war, ergibt sich aus folgendem Beispiel: 1739 bat Joseph Hagl um „Conferierung des Canzellistens access bey allhiesiger Hofkriegs Canzley“, worauf ihm der „Hofkriegs-Canzellisten access verlyhen“ wurde. Ein Accessist ist demnach ein Bewerber, dem vom HKR. der accessus (= Zutritt) zum Kanzleidienst, die Zulassung zur Beamtenlaufbahn bewilligt wurde. HKR. Prot. Exp. 1739 — August — fol. 2377 und Reg. — 6. August — fol. 1580.