Inventare Teil 8. Inventar des Kriegsarchivs in Wien (1953)
II. Band - 13. Die Bibliothek
95 nen Publikationen sowie die große Welle der während und nach 1914—1918 entstandenen Kriegsliteratur sinngemäß einzureihen. Die Zeit von 1940 bis 1945 ließ auf das System eines Materienkataloges neuerlich zurückgreifen, nur waren die hiezu maßgebenden Gesichtspunkte ganz einseitig auf den Bedarf dieser Jahre zugeschnitten. Der mit den vom „Chef der deutschen Heeresbüchereien in Berlin“ erlassenen Schlagworten, vor allem für die neuesten Bestände angelegte Katalog mußte 1946/47 entfernt werden. B. Personal und Aufgabenkreis. Gemäß der Instruktion des FM. Graf Hadik von 1776 war die Büchersammlung, welche vorherrschend Werke des Geniewesens besaß und dem Unterricht der Ingenieur-Offiziere diente, der Obsorge eines Stabs- und eines Subaltern-Offiziers des Ingenieurkorps an vertraut. Mit der Vermehrung des Bücherbestandes unter Eh. Carl wurde auch eine Neuordnung notwendig. Seit 1802 stand die Büchersammlung allen Offizieren des GQuMSt. und jenen der Garnison Wien zur Benützung „in und außer Haus“ frei. Bestimmend für die Festsetzung des Aufgabenkreises der Bibliothek war jene Zeit, in welcher sich Radetzky mit der Reorganisation des Generalquartiermeisterstabes und seiner Organe befaßte. Radetzky verlangte von den Bibliothekaren die Klassifizierung der Werke nach militärischen Grundsätzen und gab Richtlinien für die Vermehrung und die Benützung der Bibliothek. Vorübergehend trat an Stelle des Entlehnens außer Haus mit 1. Jänner 1815 die Beschränkung auf die Einsichtnahme in dem damals neu errichteten Lesesaal. Die Reformen der Jahre 1817/18 setzten der Bibliothek ein neues Ziel, sie sollte sich fortab mehr nach spezifisch militärischen Gesichtspunkten entwickeln. Vom Bibliothekar wurden die Kenntnisse „mehrerer der vorzüglichsten europäischen Sprachen, eine ausgebreitete und auserlesene Belesenheit in der Welt- und in der Kriegsgeschichte, dann gründliche Kenntnisse in der Geographie, Statistik, Mathematik und in den Kriegswissenschaften“ gefordert. Auch hatte er neben Ankaufsvorschlägen Rezensionen über alle neu- erscheiinenden Werke vorzulegen. Seit 1818 oblag den Bibliothekaren die Anlage des Grundbuches, das als Grundlage für den 1825 gedruckten Bücherkatalog diente. Die K u h n’sche Archiv-Reorganisation von 1876 teilte den Dienst in der Bibliothek-Abteilung folgendermaßen ein: 1. Erwerbung; 2. Instandnahme, Katalogisierung und Einbinden der Bücher; 3. leihweise Bücherausgabe und Rückübemahme; 4. Durchführung besonderer Arbeiten. Das Personal der Bibliothek wurde gleichzeitig mit 1 Stabsoffizier als Vorstand sowie 3 Subaltemoffizieren als Referenten festgesetzt1). Von letzteren hatten zwei die Neuerwerbungen zu bearbeiten, der dritte als Manipulations-Offizier die Ausgabe und Rückübernahme der Bücher und die Administrationsgeschäfte zu besorgen. Die Referenten, deren Arbeitsgebiete nach Fachgruppen geteilt waren, hatten außer den Anschaffungs-Anträgen auch die Instandnahme und Katalogisierung der Neuerwerbungen durchzuführen. Nach 1918 blieb die Diensteinteilung im wesentlichen weiterbestehen1 2), nur wurde 1924 die handschriftliche Fortführung des gedruckten Katalogs 1) Nicht eingerechnet das Hilfspersonal aus dem Mannschaftsstande. 2) Dazu gab es mindestens 2 ständige und 4—12 zeitweilige Hilfsorgane.