Inventare Teil 8. Inventar des Kriegsarchivs in Wien (1953)

I. Band - 10. Die Auszeichnungsakten und das Militär - Maria Theresien - Ordensarchiv

106 der Ordensgreffier mit den eigentlichen Kanzleigeschäften zu betrauen sei. „Der Ordensgreffier soll ein dokumentiertes Protokoll führen und in dasselbe alles dasjenige, was in Ordensgeschäften merkwürdiges vorkommt, nach Ord­nung der Zeit an gehörigem Ort eintragen. Unsere Rescripte und Befehle an das Ordenscapitel sowohl als die Patente der von Uns ernannten Großkreuze und Ritter ausfertigen, sodann bey jeder Promotion die Listen der Ordens- candidaten nach ihrem bey dem Orden habenden Rang verfassen, nicht minder auch die Memoralien der Ordenscandidaten und übrige den Orden betreffende Schriften registrieren und in besonderen Fascikeln bey dem Ordens-Archiv aufbehalten, auch überhaupt alle Expeditionen durch den eigends hierzu be­stellten Kanzellisten abschreiben und mundieren lassen.“ * 24 2S) Als Niederschlag dieser Tätigkeit bildete sich in Anlehnung an die Or­denskanzlei das Archiv des Ordens24). Mit dem Zusammenbruch 1918 war die Tätigkeit der Ordenskanzlei kei­neswegs beendet, vielmehr fanden noch bis 1931 Ordenskapitel statt, Einspa­rungsmaßnahmen führten aber dazu, daß die Ordenskanzlei und das Archiv 1922 in das KA. übersiedelten25). Hier wurde der Bestand geteilt, indem alle auf den Weltkrieg Bezug habenden Akten, sowie die Bildersammlung des Ordens der Ordenskanzlei zur Verfügung gestellt wurden, während die Akten von 1757—1914 in die Verwaltung des KA. übergingen. Mit dem Ordenskapitel vom 3. Oktober 1931 (195. Promotion) nahm die Tätigkeit des Kapitels ihr Ende. Ausdrücklich wurde festgelegt: „Das heute, dreizehn Jahre nach Beendigung des Weltkrieges von 1914 bis 1918, abge­schlossene 14. Ordenskapitel ist das letzte, welches über die Ordenswürdigkeit von Taten im Weltkrieg berechtigt entschieden hat“ 26). 1939 wurde der Orden in die „M aria Theresien - Ordensstiftung“ umgewandelt27), die neben den Resten des Ordensvermögens auch den bisher noch bei der Ordenskanzlei befindlichen Teil der Akten, sowie die Bildersammlung übernahm. 1946 er­folgte die Übergabe auch dieser Bestände an das KA., jedoch behält sie die Stiftung bis zu ihrer Auflösung noch in treuhänderischer Verwahrung28). 1949 wurde im KA. das „Militär - Maria Theresien - Ordens-Zim­mer“ eingerichtet, das zugleich der Stiftung als Kanzlei dient. Seit 1949 ist der Archiv-Leiter stellvertretender Leiter der Stiftung. Die Bedeutung des Ordensarchivs ergibt sich aus zwei Tatsachen: 1. daß die Ordensauszeichnung nur für Waffentaten oder Führungsleistungen ver­liehen wurde, denen eine entscheidende Bedeutung zukam, und 2., daß seit Bestand des Ordens demselben 1138 Personen, davon 168 Ausländer, ange­hörten. Das Archiv ist demnach ein getreues Spiegelbild der hervorragendsten Soldaten-Leistungen der Habsburger-Monarchie innerhalb von 161 Jahren. Das Aktenmaterial ist in 11 Hauptgruppen eingeteilt. I. A.h. Hand­schreiben. — II. Aller untertänigste Vorträge. — III. Korrespondenz der Or­denskanzler und zwar: a) mit FM. Graf D a u n, b) mit dem HKR. (bzw. KM. und AOK.), c) mit den Hofämtern, Behörden und Korporationen, d) mit son­stigen Personen, e) Courtoisien, f) Korrespondenz des Ordenskanzlers Graf 23) J. Hirtenfeld, a. a. O., I/S. 13, Punkt 49. 24) Vgl. hierzu auch: Gesamtinventar des Wiener Haus-, Hof- und Staats­archivs; Wien 1937, II/S. 272. 25) Vgl. Chronik des KA., III/S. 204. 26) C. B a r d o 1 f f, Hof mann, H u b k a, a. a. O., S. 6. 27) Ebenda, S. 6 f. 2S) Vereinbarung vom 30. 8. 1946, KA. Z. 1054/1946.

Next

/
Thumbnails
Contents