Otto Stolz: Inventare Teil 6. Geschichte und Bestände des staatlichen Archivs (jetzt Landesregierungs-Archives) zu Innsbruck (1938)
Erster Teil: Die Geschichte des Innsbrucker staatlichen Archivs im allgemeinen
Jahr in den betreffenden Faszikeln der Hof- und Kammerregistratur und in den Bänden der Kopialbücher eingereiht, es müssen also die Indizes Jahr für Jahr unter dem betreffenden örtlichen oder persönlichen Schlagwort nachgesehen werden, wenn man die gewünschten Akten herausfinden will. Das ist natürlicherweise stets mit einem größeren Zeitaufwand verbunden und muß bei Anfragen dieser Art berücksichtigt werden. Die Entwicklung des Archivs als eigene Anstalt, deren Grund-' stock und das Verhältnis zwischen Archiv und Registratur. Den Grundstock des staatlichen Archivs zu Innsbruck bildet das Archiv der alten Tiroler Landesfürsten, das bis 1420 auf deren Residenzsehlosse Tirol bei Meran aufbewahrt und dann mit der Verlegung des Hofes und der Regierung nach Innsbruck auch dorthin gekommen ist. Das Archiv der Grafen von Habsburg und späteren Herzoge von Österreich über deren anfänglichen Herrschaftsbesitz in Schwaben und Elsaß war auf dem Schlosse Baden am Rhein und wurde hier erstmals um 1380 und 1420 nach Laden verzeichnet.1 Im weiteren Verlaufe des 15. Jh. ist aber dieses älteste habsburgische Archiv auch nach Innsbruck gebracht worden, nachdem ja 1363 die Herzoge von Österreich auch Landesfürsten von Tirol geworden waren, und wurde mit dem alten Archiv dieser letzteren hier vereinigt; im Jahre 1484 wurde über das ganze ein neues Verzeichnis nach Laden angelegt. Unter Kaiser Maxi, ergingen um 1500 neue Weisungen, die Urkunden „im Gewölbe“ in der Burg zu Innsbruck gut in Kästen zu verwahren und von ihnen Auszüge in Abschriften in Büchern anzulegen. (Wortlaut s. unten Anhang.) Die erstere Arbeit hat Wilhelm Putsch, mit seinem amtlichen Titel Sekretär und Registrator, übernommen und in den folgenden Jahrzehnten in den Archiven des Hauses Österreich in Innsbruck und Wien durchgeführt, zugleich auch die Urkunden nach ihrem räumlichen Bezug auf die ober- und auf die niederösterreichischen Lande zwischen jenen beiden Archiven gesondert. Seit 1520 werden diese als „das ober-,“ bzw. „niederösterreichische Schatzgewölbe“ bezeichnet, weil die Urkunden in jenen Gewölben samt den Kleinodien aufbewahrt wurden. Man sagte dann im 16. und 17. Jh. dafür häufig „Schatzregistratu r“, seit dem 18. Jh. auch „Schatzarchiv“. Putsch hat über jenes zu Innsbruck ein fünf bündiges Repertorium angelegt, ähnlich auch über jenes in Wien, nach seinem Tode (um 1548) haben bis gegen 1600 seine Nachfolger als „Schatzregistratoren“ im Anschlüsse daran ein neues ähnliches Werk geschaffen.2 Putsch und seine Nachfolger Rösch und Fink waren Sekretäre des Regiments, galten also als Beamte höherer Bildung und haben sich auch durch schriftliche Werke als solche erwiesen.3 1 Näheres darüber und über das Folgende bei Stowasser, Das Archiv der Herzoge von Österreich in den Mitteilungen des österr. Archivrates Bd. 3 (1919) S. 1 ff. und bei Stolz, Das Archiv- und Registraturwesen bei der oberösterr. Regierung im 16. Jh. in der Archival. Zt. Bd. 9/10 (1934) S. 87 ff. 2 Näheres darüber bei Stolz, a. a. O. S. 89 f. 3 Näheres darüber unten im Abschnitte über die Archivbeamten. Der sachliche, räumliche und zeitliche Bereich der Behörden und ihrer Archive. 11