Otto Stolz: Inventare Teil 6. Geschichte und Bestände des staatlichen Archivs (jetzt Landesregierungs-Archives) zu Innsbruck (1938)
III. Archive, bzw. Registraturen von Bezirksämtern
Bezirksämter. 145 diese Gemeinden aus den Verfachbüchern der Gerichte, zu denen diese bisher gehört haben, nicht herausnehmen, sie sind vielmehr in diesen zu suchen.1 Mitunter sind gewisse ältere Verfachbücher in den Archiven der Inhaber der Gerichte zurückgeblieben, ob diese nun Stifter, Adelige oder Stadtgemeinden gewesen sind, so für das Hofgericht Stams im Stifte Stams, für das Stadtgericht Hall im Stadtarchiv Hall, für das Landgericht Kitzbühel im Archiv der Grafen Lamberg, für die Hofmark Münster im Schlosse Lichtenwert, bzw. im Museum Ferdinandeum. Da die Grundherren das Recht hatten, über die von ihnen abhängigen Bauerngüter selbst die Verträge aufzurichten und Verfachungen darüber zu führen, dürften solche auch sonst in manchen Stifts- und Adelsarchiven noch zu finden sein, von anderen sind sie zu Anfang des 19. Jh. an die neuen Gerichtsämter übergeben worden. Es wäre wünschenswert, auch diese Verfachbücher mit der Hauptmasse derselben im Landesregierungsarchiv zu vereinigen, denn offenbar ist nur aus Versehen bei ersteren die Abgabe oder Einziehung an die Gerichtsämter unterblieben, andererseits gibt es ja gegenüber dem Staate hinsichtlich von Archivalien keine Verjährung. Die ältesten Verfachbücher der Gerichte von ganz Deutschtirol bis zum Jahre 1600 hat bereits das Oberlandesgericht zu Innsbruck im Jahre 1887 an seinem Sitze zu einem sogenannten historischen Gerichtsarchive vereinigt.2 Ab 1897 hat nun das Statthaltereiarchiv diese Verfachbücher vom Oberlandesgericht wie alle weiteren von 1600 bis 1815 von den Bezirksgerichten übernommen.3 Die Bezirksgerichte Innsbruck, Hall, Hopfbesteht. Vom Propsteigerichte Amras wurden die Gemeinden Aldrans und Amras seit 1806 dem Landgerichte Wilten, bzw. Innsbruck zugeteilt, die Gemeinde Ellbögen aber dem Landgerichte Mieders oder Stubai. Die Gemeinden Reith, Seefeld, Scharnitz und Leutasch, die bisher stets zum Gerichte Hörtenberg oder Telfs gehört haben, sind 1925 dem Bezirksgerichte Innsbruck zugewiesen worden, ebenso die Gemeinden Arzl und Mühlau, die bisher zum Gerichte Hall gehört hatten; die Gemeinde Wilder- mieming ist im J. 1925 vom Gerichte Silz zum Gerichte Telfs, die Gemeinde Karres im J. 1907 vom Gerichte Silz zum Gerichte Imst gekommen. Infolge der Abtretung von Südtirol an Italien im J. 1919 wurde das bisherige Gericht Nauders ganz aufgelöst und von dessen Gemeinden Nauders und Pfunds dem österr. Gerichte Ried und Reschen, Graun, Haid und Langtaufers dem italien. Gericht Glurns zugeteilt; ferner sind damals die Gemeinden Innichen, Innichberg, Sexten, Vierschach, Winnebach und Wahlen, die bisher zum Gerichte Sillian gehört haben, von diesem, weil es bei Österreich geblieben ist, sie aber zu Italien kamen, abgetrennt und dem ital. Gerichte Welsberg zugeteilt worden. 1 Für die Bewohner der oben erwähnten Gemeinden Ampaß, Rinn und Tulfes sind die Besitzurkunden von 1800 bis 1810, also von den letzten zehn Jahren vor der Änderung in ihrer Gerichtszugehörigkeit aus dem Verfachbuche des Landgerichtes Sonnenburg in einem eigenen Bande kopiert und dieser den Verfachbüchern des Gerichtes Hall zugereiht worden. Bei der Auflösung des Gerichtes Nauders im J. 1919 sind, wie ich höre, die Verfachbücher, die bei ihm seit 1815 waren, zerlegt und die einzelnen Urkunden gemäß der oben erwähnten Zuteilung der Gemeinden an die Gerichte Ried und Glums diesen zur Aufbewahrung übergeben worden. Bei dieser Zerlegung der Bände dürfte wohl auch manche Urkunde zerschnitten worden sein. 2 Siehe den Bericht von Mages in den Mitt. d. Archivsektion Bd. 1, 1894, S. 49. 3 Siehe den Bericht von M. Mayr a. a. O. 2, 1898, S. 276 f. Die Gerichte Reutte, Imst und Lienz haben übrigens die Verfachbücher von 1750, bzw. 1787 bis 1816 erst in der letzten Zeit (im Jahre 1937/38) an das Archiv abgeliefert. Geschichte u. Bestände des staatl. Archivs zu Innsbruck. 10