Inventare Teil 5. Band 7. Gesamtinventar des Wiener Haus-, Hof- und Staatsarchivs (1938)
Italien - Spanischer Rat, von Josef Karl Mayr
Allgemeiner Überblick. 59 Wocher beteiligt. Die erste Aktenfolge (362 Bünde) wies eine ähnliche Buchstabengliederung wie der von Zanetti nach 1809 in die alte Registratur der Staatskanzlei übertragene und dort neugeordnete Aktenrest auf. Man wird wohl auch jene Einteilung als ein — älteres — Werk Zanettis auffassen dürfen. Sie umfaßte 12 Buchstabengruppen von A—M, deren Gliederung aber mit der der anderen — in Wien verbliebenen — Aktengruppe nicht im entferntesten übereinstimmt. Denn hier bedeutete A Frankreich, B Genua, C Großbritannien, D Holland, E Portugal, F Rom, G Sardinien, H Spanien, I die Schweiz und Graubünden, K Toskana, L Venedig und M verschiedene andere Staaten. Es kann kaum ein Zweifel sein, daß es sich hier um jene diplomatischen Korrespondenzen handelte, die der Spanische (Italienische) Rat bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts bearbeitet hatte. Vielleicht haben sich auch Akten der österreichischen Hofkanzlei (auswärtige Sektion) darunter befunden. Über die Natur der weiteren Aktenfolgen ist nichts Näheres bekannt. Sicher ist lediglich, daß sie auch 36 Bünde Confiniakten enthalten haben. Als Fiedler 1851 die Bestände der alten Registratur der Staatskanzlei bis 1806 ins StA. überführte, übernahm er mit diesen auch die seit vierzig Jahren dort liegenden, in Wien verbliebenen Teile von Zanettis Archiv. Der Zuwachs, den dadurch die Abteilung Italien - Span. Rat erfuhr, war nicht allzu bedeutend: etwa 270 Faszikel, Schachteln und Bände. Sicherlich stand er weit hinter dem aus der Hofkanzlei zurück. Die Bearbeitung dieser Zuwächse — die Auflösung und Neueinteilung derselben unter teilweiser Abgabe aus der Filiale B an das Hauptarchiv (Bd. I S. 130*) — lag zunächst in Klinkowströms Händen, später in denen Firnhabers, Böhms und Thomayrs. 1860 trat Meiller1 an Firnhabers Stelle. Er hat die italienischen Miscellanea bearbeitet und dabei die Staatskanzleiakten herausgeholt. Die diplomatischen Akten der Staatskanzlei ab 1757 verwaltete damals Wocher. Der großzügige Plan des ehemaligen Mantuaner Archivars Falconetti von 1867, im StA. eine allgemeine italienische Sektion einzurichten, ist unberücksichtigt geblieben. Meiller und — nach ihm' — Böhm haben die Abt. Italien - Span. Rat bis an das Ende der Achtzigerjahre verwaltet.1 2 1876 und wieder 1879 hat das Archiv des Ministeriums des Innern weitere 700 Faszikel, Pakete, Bünde und Bände an das StA. abgegeben, die noch aus Zanettis Archiv stammten. Um dieselbe Zeit (1880) hat die Abt. Italien - Span. Rat auch aus den Miscellaneen der Reichshofkanzlei Zuwächse erfahren.3 Desgleichen 1900 aus der Sammlung Posonyi. Klinkowström und seine Nachfolger, Kratochvil mitinbegriffen, sind mit der Ordnung der Abt. Italien - Span. Rat niemals zum Abschlüsse gekommen. Sie hinterließen einer dem anderen recht beträchtliche, noch völlig ungeordnete „Relikten“, die erst Mayr in den letzten Jahren aufgearbeitet hat. Allerdings läßt das System, das dieser Ordnung zugrunde gelegt wurde, viel zu wünschen übrig. Das erklärt sich sowohl aus der Planlosig1 Das wohl von ihm angelegte, in AB. 17 zitierte Repertorium (CC) der italienischen Sektion scheint heute nicht mehr vorhanden zu sein. 2 Vgl. hiezu Thomayrs Aufstellungsverzeichnisse (AB. 40/56). 3 Bd. I S. 294, 371.