Inventare Teil 5. Band 7. Gesamtinventar des Wiener Haus-, Hof- und Staatsarchivs (1938)

Die Bibliotheken des Haus-, Hof- und Staatsarchivs, von Wilhelm Kraus

gestellt. Eine Gruppeneinteilung und ein alphabetisches Sachrepertorium am Beginn des Buches erleichtern die Auffindung einer Materie. Es ist aller­dings nur ein „Sachrepertorium“, Metternichliteratur z. B. ist danach nicht zu finden. Bücher, die ohne Angaben der Autoren erschienen sind, Sammel­werke, Broschüren usw., die auch meist namenlos erscheinen, sind im Autorenverzeichnis leider nicht auf genommen; dies bildet einen Mangel beim schnellen Suchen in diesem Kataloge. Einen gewissen Ersatz bietet der gedruckte Katalog, in welchem die Bücher nach Materien unter Hinzu­fügung der Aufstellungsnummern verzeichnet sind. Ein Vorteil der von Himmelbauer nach bibliothekarischen Grundsätzen getroffenen Aufstellung zeigte sich schon kurze Zeit später: während noch jede Lókat- oder System­änderung durch die Bindung an Raum, Behälter oder System auch eine langwierige Änderung in den Signaturen verursacht hatte, blieb die Bücher­sammlung bei einer neuen vom März bis Mai 1902 erfolgten Übersiedlung in das Parterre des 2. Hofes des Ministerialgebäudes davon vollkommen unberührt und dies wieder, als sie 1909 auch räumlich in die Verwaltung des StA. übertragen wurde und hier sogar ein völlig anderes Behälter­material, Archivregale, vorfand. Als Pirquet die Bibliothek übernahm und Himmelbauer zur Ausarbeitung eines Kataloges bestimmt wurde, also 1898/99, zählte die Büchersammlung 7166 Werke in 17.000 „Stücken“, wohl Bänden. Pirquet selbst führte nur die Leitung, für die administrativen Be­lange erhielt er ab 1. Jan. 1900 einen Kanzleibeamten nebenamtlich zu­geteilt. Mit der 1909 erfolgten Übergabe an das StA. erhielt Árpád v. Györy die Verwaltung der Sammlung, die er mit einem Jahresbudget von 2000 K für Anschaffungen und Buchbinder zu führen hatte und auch bis zu seinem Abgang vom Archiv 1918 führte. Seit 1911 war ihm zeitweise auch L. Bitt­ner zugeteilt. Die Ministerialbibliothek ergänzte sich hauptsächlich nur durch An­käufe. Fälle wie die erwähnte Aufnahme der Bibliothek der Italienischen Kanzlei 1843 oder eine größere Spende des Sektionsrates Adolph Ritter von Plason im Jahre 1890 sind Ausnahmen von der Regel, über Pflichtexemplar­ablieferung verfügte sie nicht. Der naheliegende Gedanke einer Vereinigung der Ministerial- mit der Archivbibliothek wurde schon 1909 ausgesprochen. Die Vereinigung hätte jedoch auch die Umarbeitung der nach verschiedenen Gesichtspunkten aus­gearbeiteten Kataloge bedingt, abgesehen davon, daß beide Bibliotheken einen ganz verschiedenen Werdegang und verschiedene Wachstumsbedin­gungen hatten. Man entschloß sich daher zur Aufrechterhaltung beider als gesonderter Körper. 1921 wurde eine Revision der Bibliothek durch Pro­fessor Hinterleitner durchgeführt. Da die Dotation der Ministerialbibliothek 1922 aus Ersparungsrücksichten eingestellt wurde, so hörten auch die Zu­wächse mit diesem Jahre auf. Seither wird die Ministerialbibliothek ge­meinsam mit der Archivbibliothek verwaltet.1 Letztere pflegt nach Maßgabe 1 Bei der Neuordnung der Kartensammlung der Archivbibliothek (siehe oben S. 457) durch Wirth wurde ein Teil der Karten der Ministerialbibliothek in jene eingeteilt (AB. 543d/1); ein anderer Teil war schon bevor die Bibliothek an das StA. kam, nach Art der Bücher behandelt und mit Signaturen in die Büchersammlung eingeordnet worden. Inventare des Wiener Hau»-, Hof- und Staatsarchivs, Bd. 7. 30 2. Die Bibliothek des k. u. k. Ministeriums des Äußern („Ministerialbibliothek“). 465

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