Inventare Teil 5. Band 7. Gesamtinventar des Wiener Haus-, Hof- und Staatsarchivs (1938)
Die unter Vorbehalt des Privateigentumsrechtes hinterlegten Archivkörper und Sammlungen, von Fritz von Reinöhl
rat mit Kathrei, der einzigen Tochter Jörg des Kirchpergers, welche ihrem Gemahl Schloß Kirchberg zubrachte, und Herrant von Trauttmansdorff, welcher Agnes, die Tochter des vermögenden Konrad des Hölzlers, heiratete. Beide Heiraten hatten die Mehrung des alten Trauttmansdorfflschen Rosenwappens durch Aufnahme der Wappen beider ausgestorbenen Geschlechter (Kirchperger zwei Büffelhörner und Hölzler drei Hüte) zur Folge. Von ihrem Besitz Trauttmansdorff in der Steiermark ausgehend,1 gelangten verschiedene Trauttmansdorffer zunächst durch ihre Dienste, dann durch Besitzerwerbungen im Laufe des 15. Jahrhunderts nach Niederöster- reich und nach Tirol. Und so wie Ott von Trauttmansdorff 1442 den Ritterschlag von Ulrich Graf von Cilli erhalten hatte, so muß ihn entweder sein Bruder Herrant ungefähr um dieselbe Zeit vielleicht von den Herzogen von Österreich erhalten haben, oder Herrants Sohn Leopold hat ihn gegen Ende des 15. Jahrhunderts erhalten, denn die Tiroler Linie, die durch diesen Leopold begründet wurde, besitzt bereits den Ritterstand. Sie vermehrt auch ihrerseits ihr Wappen durch eine zweifache Verbindung mit dem damals in weiblicher Linie erlöschenden Geschlecht Castelalt. Im 16. Jahrhundert ist das Geschlecht, wenn man in derart verkürzend- zusammengeballter Form von einer über ein Jahrhundert laufenden Entwicklung sprechen darf, mit der Festigung und dem Ausbau der gewonnenen Stellungen beschäftigt. In diese Zeit fällt auch die erste Besinnung auf die Geschichte der eigenen Familie: Wolf Dietrich von Trauttmansdorff (zu Totzenbach und Paumgarten auf Weiteneck und Leiben), Ritter und Rat Kaiser Rudolfs II., hat im Jahre 1584 eine Familiengeschichte verfaßt. Das Geschlecht blühte Ende des 16. Jahrhunderts in mehreren Linien, die alle auf Ulrich I. von Trauttmansdorff um 1400—1450 zurückgingen. Von dessen älterem Sohn Andreas stammte die ältere steirische Linie, von der Ende des 16. Jahrhunderts die letzten kinderlosen Abkömmlinge Christoph und Medard noch lebten. Von Ulrichs jüngerem Sohn Herrant dagegen leiteten sich in drei Söhnen drei Linien ab: mit Wilhelm die jüngere steiermärkische Linie, die mit Andreas in der gleichen Geschlechterfolge wie die ältere steiermärkische Linie erlosch; mit Leopold die tirolische Linie, die erst zwei Generationen später mit den Freiherren Karl und Franz um 1675 ausstarb; endlich mit Johann von Trauttmansdorff jene österreichische Linie, von welcher alle heute bestehenden Linien stammen, deren gemeinsamer Stammvater Johanns Urenkel Maximilian ist. Denn wie alle Nebenlinien nach jenem Ulrich (I.) und seinem jüngeren Sohn Herrant, so sind in der weiteren Geschlechterfolge auch alle Nebenlinien der Nachkommenschaft Johanns zum Teil erst Anfang des 19. Jahrhunderts erloschen, so daß seitdem nur mehr die Nachkommenschaft Maximilians verblieb. Dieser Maximilian muß als der größte und bedeutendste Mann bezeichnet werden, den das Geschlecht hervorgebracht hat. Er stand ein ganzes Leben lang unter drei Kaisern in schwersten politischen Macht1 Das Geschlecht der Trauttmansdorffer hat keinerlei nachweisbaren Zusammenhang mit dem älteren Geschlecht der Stuchsen, die sich nach ihrem Sitz Trauttmansdorff a. d. Leitha in Niederösterreich auch die Stuchsen von Trauttmansdorff nannten. Vgl. Ferdinand Erbgraf zu Trauttmansdorff: Beitrag zur niederösterreichischen Landesgeschichte, Wien 1904. Nachlaß Trauttenberg — Fürstlich Trauttmansdorffisches Zentral-Familienarchiv. 443