Inventare Teil 5. Band 7. Gesamtinventar des Wiener Haus-, Hof- und Staatsarchivs (1938)
Die unter Vorbehalt des Privateigentumsrechtes hinterlegten Archivkörper und Sammlungen, von Fritz von Reinöhl
der ehemaligen Kammerjungfer der Baronin Trauttenberg Amalie Habermann, der nachmaligen ersten Kammerjungfer der Königin Maria Christine, aus Spanien 1881—1898, Bündel III. Fürstlich Trauttmansdorffisches Zentral-Familienarchiv (von Wilhelm Kraus). Mit Depotvertrag vom 10. Jan. 19031 übergaben Karl Fürst Trautt- mansdorff und sein Sohn Ferdinand Erbgraf zu Trauttmansdorff das Archiv der Familie Trauttmansdorff der Direktion des StA. als Depot unter den üblichen Bedingungen zur Aufbewahrung; Punkt 2 des Vertrages bestimmte, daß jede Benützung des Archivs nur über besondere schriftliche Bewilligung des Erbgrafen mit dessen hiezu erteilten bestimmten Instruktionen erfolgen dürfe. Erbgraf Ferdinand zu Trauttmansdorff ist im Kriege gestorben, sein Vater Karl Fürst Trauttmansdorff am 9. Nov. 1921. Das Eigentum am Familienarchiv ging an dessen Enkel Karl Josef Fürst Trauttmansdorff, geboren Wien 10. März 1897, nach dem Tode seines Großvaters Haupt der Familie, über. Das Trauttmansdorffische Archiv ist, wenn man die allgemeinen Erhaltungszustände derartiger Privatarchive berücksichtigt, eines der ältesten und geschlossensten und dadurch eines der schönsten Archive des altösterreichischen Hochadels. Das Geschlecht der Trauttmansdorffer aus Trauttmansdorff in der Steiermark1 2 hat sich aus kleinen Anfängen rittermäßiger Knechte verschiedener Ministerialengeschlechter auf der Stufenleiter der Standes- und Gesellschaftsordnung des ausgehenden Mittelalters und des Beginnes der Neuzeit emporgearbeitet. Es hat in Friedenszeiten als Pfleger der Herren von Walsee, in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts auch schon in österreichischen, seit der Mitte des 15. Jahrhunderts in kaiserlichen Diensten als Pfleger, Einnehmer und Landrichter (Ulrich von Trauttmansdorff um 1454 auch als kaiserlicher „Kamrer“) Dienste geleistet. Es hat zahlreiche seiner Sprossen in den Kirchendienst entsendet als Mönche nach Admont und Vorau, als Pfarrer und Pröbste nach Pfaffenhofen, Maut- tern, St. Martin und Kammer, als Domherren nach Salzburg. Noch im 15. Jahrhundert wurde Christoph von Trauttmansdorff Bischof von Seckau. Das Geschlecht hat endlich in Kriegsdiensten wacker seinen Mann gestanden — alte Familiensagen vom Tod zahlreicher Familienmitglieder in den Schlachten am Marchfeld 1278 zwischen König Rudolf und König Ottokar und bei Mühldorf 1322 zwischen Ludwig von Bayern und Friedrich dem Schönen von Österreich wissen davon zu berichten, die Erhebung Otts von Trauttmansdorff in den Ritterstand durch Ulrich Graf zu Cilli 1442, der Heldentod mehrerer Familienangehöriger in den Türkenkriegen bezeugen es. Das Geschlecht hat auch das von den Vätern ererbte Gut zu wahren, durch seine Dienstleistungen zu erhöhen und durch manche kluge Heirat zu vermehren verstanden: so Ulrich von Trauttmansdorff durch seine Hei442 Unter Vorbehalt d. Privateigentumsrechtes hinterlegte Archivkörper u. Sammlungen. 1 Keg. des StA. Z. 20/1903. Vgl. auch Bd. I S. 59*. 2 Vgl. den Artikel „Trauttmansdorff“ im 47. Band des Biographischen Lexikons des Kaisertums Österreich von C. v. Wurzbach.