Inventare Teil 5. Band 7. Gesamtinventar des Wiener Haus-, Hof- und Staatsarchivs (1938)
Österreichische Akten, von Lothar Groß
Böhmen. 27 Budweiser Stadtarchiv (Fasz. 86 und 87) und viele Korrespondenzen aus dem Archiv des Grafen Karl Longueval von B o u q u o y übernommen. Womöglich noch ergiebiger war die Ausbeute aus der preußischen Auslieferung 1874. Über die Provenienz eines Teiles dieser Akten wurde schon gesprochen, sehr viele Briefe und Akten entstammten auch dem Prämonstratenserkloster St. Vinzenz in Breslau, dessen Abt als General der die böhmischen und österreichischen Klöster umfassenden Prämonstratenserprovinz fungierte und in dessen Archiv nebst den Zuschriften der ihm unterstellten Prämonstratenserkloster auch Teile von deren Archiven gelangten. Ein geschlossener Bestand stammt aus der Registratur des Herzogs Friedrich Ulrich von Braunschweig. Von geringerer Bedeutung sind zwei Schreiben des Grafen Georg Adam Martinitz 1660/61 aus der österreichischen Hofkanzlei, die aus dem Obersthofmeisteramt kamen, und die aus der Schenkung des Generalkonsuls Max Wilmersdörfer und aus dem Grazer Landesarchiv sowie der belgischen Abteilung hinzugekommenen Stücke. Beim Austausch mit Württemberg kamen aus dem Archive des Deutschen Ordens einige Akten hinzu (AB. 39/6). Schließlich seien noch die Zuwächse aus der Sammlung P o s o n y i und ein Geschenk Fr. Donebauers (Provenienz Colloredo, Fasz. 29) erwähnt. Über andere z. T. wichtige und umfangreiche Provenienzen fehlen uns die aktenmäßigen Belege. Dies gilt für die sogenannten Heidelberger Akten (Fasz. 46), die aus der Registratur des Winterkönigs Friedrich V. von der Pfalz stammen, und für die Akten der Kommission über die böhmischen Lehen in der Oberpfalz 1801 bis 1805 (Fasz. 40—45) sowie für die Korrespondenz des Agenten Dr. M. Frantzin. Die alphabetische Reihe besteht zu einem großen Teil aus dem wissenschaftlichen Nachlaß Rosenthals,1 der sich sehr eingehend mit der Geschichte Böhmens und seiner Nebenländer befaßte und darüber viele Ausarbeitungen hinterließ. Auch die Staatskanzlei ist in der Abteilung vertreten. Verluste größeren Umfanges hatte die Abteilung erst durch die infolge des mit der Tschechoslowakischen Republik im Jahre 1920 zu Prag geschlossenen Archivabkommens notwendig gewordenen Auslieferungen zu beklagen. Vorher hatte nur Fiedler einige Bündel aus dem Reichsaktenbestand den Abteilungen Ungarn und Polen zugewiesen und eine von Preußen 1874 ausgelieferte Korrespondenz des Klosters Strahow in Prag hat man dessen Archiv überlassen. Zufolge des erwähnten Abkommens, das u. a. über die Bestimmungen des Friedensvertrages hinaus,2 die Abgabe aller Bestände tschechoslowakischer Archivprovenienz in weitestem Umfang verfügte, gelangten die aus dem Geschäftsgang der böhmischen Hofkanzlei sowie die bei Prager Behörden erwachsenen Bestände, die Akten aus Bud- weis und die sogenannten Heidelberger Akten zur Abgabe. Diese Auslieferungen machten auch eine teilweise Neuaufstellung notwendig. 1 Vgl. Bd. I S. 117 ff. * Vgl. L. Bittner, Die zwischenstaatlichen Verhandlungen, a. a. O. S. 72 ff. und Bd. I S. 39*—44*.