Inventare Teil 5. Band 6. Gesamtinventar des Wiener Haus-, Hof- und Staatsarchivs (1938)

Die Urkundenabteilung von Paul Kletler

Die Innsbrucker Archive in ihrer Bedeutung für die Geschichte des StA. 65 8. Aug. 1324 (Rep. VI, AB. 381) oder unter den von Rosenthal gebrachten Dokumenten der Lehenbrief König Friedrichs auf Leopold um die Vogtei von St. Gallen vom 1. Nov. 1320, eine Urkunde Karls IV. von Frankreich für Herzog Leopold vom 27. Juli 1324 oder das Übereinkommen desselben Her­zogs mit dem Landgrafen Ulrich von Niederelsaß vom 18. Sept. 1324; sie stammen aus der Registratur Herzog Leopolds (des Sohnes König Al­brechts I.), der sich der Regierung der Vorlande widmete und von 1314 bis zu seinem Tode ständig in vorderösterreichischen Orten, in Baden i. A., Ulm, Diessenhofen, Straßburg, Eßlingen, Solothurn, Thann (23. März 1324 als Landgraf im Elsaß), urkundete. Hingegen sind Urkunden auf Leo­polds Bruder Albrecht (II.) aus der kurzen Zeitspanne, die dieser, um sich den Besitz der Grafschaft Pfirt zu sichern, in Vorderösterreich verbrachte, wie z. B. der Vermächtnisbrief der Gräfin Johanna von Pfirt vom 17. März 1324 (im Verzeichnisse Rosenthals), wohl nie in einer vor­ländischen Registratur hinterlegt, sondern von Albrecht gleich nach Wien mitgenommen worden.1 Der ursprünglichen Provenienz nach „Wiener Schatzgewölbe“ -—• um zunächst diesen Teil des aus Innsbruck gebrachten Urkundenbestandes zu besprechen — sind also die Urkunden Herzog Albrechts II. (d. h. die aus seiner Registratur stammenden Urkunden), Rudolfs IV. und Albrechts III. (mit Ausnahme vielleicht der Jahre, während welcher Albrecht nach Leo­polds III. Tod im Jahre 1386 auch Tirol und die Vorlande regierte; jedoch wurde er schon seit etwa 1392 in den Vorlanden von Leopold IV. abgelöst, der seit ungefähr 1396 auch die Verwaltung Tirols führt); ebenso auch die auf das Gesamthaus (auf die österreichischen Herzoge, auf „die Herrschaft Österreich“ oder auf mehrere genannte Herzoge, z. B. auf Albrecht II. und Otto, auf Albrecht III. und Leopold III., auf Albrecht, Wilhelm und Leo­pold) lautenden Urkunden. Einige dieser ursprünglich und lange Zeit in Wien gelegenen Urkunden seien als Beispiele angeführt: (aus dem Reper­torium VI, AB. 381, das über 100 solche Urkunden enthält) 31. Mai 1314 Revers der Stadt Türkheim auf die Herzoge von Österreich, 1. Juli 1326 Dienstrevers des Herzogs von Teck auf Albrecht II., Quittungen der Grafen von Württemberg, Werdenberg, Heiligenberg, Zollern, Ulrichs von Schwar­zenberg u. a. auf Albrecht und Otto (1331, 1332, 1343), auf Albrecht II. allein (1343, 1345, 1346, 1347, 1349, 1351, 1352, 1353) und auf „die Herrn von Österreich“ (1350), Dienstrevers des Herzogs Hermann von Teck auf Albrecht und seine Söhne von 1358; Kaufbriefe, Lehenbriefe, Quittungen auf Albrecht III. und Leopold III. von 1370, 1371, 1373, 1395 (selbst mitten in der Tiroler Registratur Leopolds IV. stoßen wir auf eine auf Wilhelm, Leopold und Albrecht gemeinsam ausgestellte Quittung vom 3. April 1397); aus der Registratur Rudolfs IV., der ja mehrfach in den Vorlanden und in Tirol weilte, sind bezeichnenderweise auch Urkunden aus den Jahren 1358 bis 1360 vorhanden, während welcher der Herzog in Wien war (Dienst­reverse — z. B. Graf Albrechts von Werdenberg und Graf Wilhelms von Montfort —, Quittungen und Aufsandbriefe); da nun nicht anzunehmen ist, 1 Vgl. Regesta Habsburgica, 3. Abteilung, bearbeitet von Lothar Groß. Inventare des Wiener Haus-, Hof- und Staatsarchivs, Bd. 6. 5

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