Inventare Teil 5. Band 6. Gesamtinventar des Wiener Haus-, Hof- und Staatsarchivs (1938)

Die Klosterarchive von Walther Latzke

Geschichte einzelner Klosterarchive: Mauerbach. 487 Verwalters zu Mauerbach, des Hofmeisters im Seitzerhof, des Verwalters zu Veim und des Hofrichters zu St. Leonhard. Außerdem enthielten auch die Abteilungen A, B, C, D, E, L und N verschiedene Stücke aus den genannten Registraturen sowie aus der im Seitzerhofe untergebrachten Grundbuchsregistratur und aus dem Mauerbacher Prälatenarchiv. Aus letzterem kam u. a. das unter 12 verzeichnete „Repertorium aller dem Kloster Mauerbach verliehenen Privilegien auf Pergament geschrieben“ jenes „bey Händen des Prälaten befindlich gewesene“ Kopialbuch des 17. Jahrhunderts, das von Menßhengen in seinem Aufhebungsbericht aus­drücklich erwähnt wird.1 Im Klosterarchivdepositorium wurde mit den Mauerbacher Archivalien auch noch ein weiterer, bisher selbständig aufbewahrter kleiner Urkunden­bestand vermengt, die Urkunden der PfarreSt. LeonhardamForst. Diese Pfarre war schon mit der Urkunde König Friedrichs des Schönen vom 1. Mai 1322 der Kartause Mauerbach inkorporiert worden. Die pfarr- liche Seelsorge hatte die Kartause durch Weltpriester als Vikare besorgen lassen, die Verwaltung der Pfarrherrschaft war einem Hofrichter anver­traut gewesen. Wahrscheinlich in dessen Registratur war der genannte Urkundenbestand erwachsen. Er ist, wie aus den einfachen, mit dunkel­brauner Tinte geschriebenen Nummernbezeichnungen auf der Rückseite der Urkunden hervorgeht, wahrscheinlich im 15. Jahrhundert geordnet und verzeichnet worden, in das Urkundenarchiv im Seitzerhof scheint er nie gelangt, sondern erst nach der Aufhebung der Kartause von St. Leonhard direkt ins Klosterarchivdepositorium gebracht worden zu sein. Endlich verzeichnet das „Hauptbuch“ anhangsweise noch zwei wei­tere aus der Kartause ins Depositorium gebrachte Aktenbestände: „Konfe- renzial-Schriften“ (5 Fasz. 1742—1744) und „Gesandtschafts-Korrespon­denzen“ (3 Fasz. 1724/25); erstere stammten nach Angabe des Haupt­buches aus dem Nachlaß des Konferenzministers Graf Gundaker Star­hemberg und enthielten verschiedene Korrespondenzen (von Ulfeld, Har- rach, Khevenhüller, Bernklau, Giannini, Bartenstein, Wiesenhüber, Koch), Konferenzprotokolle und kaiserliche Handbillette, letztere die Korrespon­denz des Generalwachtmeisters Grafen R a b u t i n, die er während seiner Berliner Mission mit Prinz Eugen von Savoyen und dem Hofkanzler Phi­lipp Ludwig Graf Sinzendorf führte. Der erste der beiden Bestände ist nach Angabe des Hauptbuches wahrscheinlich durch den Privatsekretär Starhembergs, Ferdinand Penitsch, der sich öfters als Gast in der Kartause aufhielt, nach Mauerbach gekommen, über die Art der Erwerbung des zweiten Bestandes war schon dem Hauptbuch nichts bekannt. Beide Bestände wurden aus dem Archivdepositorium am 12. Mai 1783 an das niederösterreichische Regierungsexpedit abgegeben und sind seither ver­schollen.2 Bei der Zerreißung der Bestände des Klosterarchivdepositoriums (vgl. S. 341) wurde der Mauerbacher Bestand in folgender Weise verteilt: Abteilung M kam am 12. April 1783 an die niederösterreichische Lehen­1 StA., Hs. Böhm 165. 2 Hauptbuch I/G, S. 43 ff.

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