Inventare Teil 5. Band 6. Gesamtinventar des Wiener Haus-, Hof- und Staatsarchivs (1938)

Die Urkundenabteilung von Paul Kletler

Das Wiener Schatzgewölbe. 37 Kaiser, 1477 Gratulationen wegen des ungarischen Friedens), aber auch aus den Archiven der Grafen von Görz — und zwar der Tiroler wie der Görzer Linie — und der Grafen von Ortenburg. Beträchtlichen Umfang haben, wie erwähnt, die Abteilungen Bayern, Mähren und Görz. Die Urkunden der Abteilung Bayern, den Zeit­raum von 1286—1505 umfassend (mit Nachträgen bis 1546), entstammen der Hauptmasse nach wieder dem österreichischen Schatzgewölbe. Sie sind dem Betreff nach, meist auch im Hinblick auf die Aussteller (die bayrischen Herzoge) hier eingeteilt. Es sind Quittungen auf österreichische Herzoge, dann vor allem politische Verträge (Bündnisse von 1304, 1312, 1331 mit Kaiser Ludwig, 1359 Erbvertrag zwischen Ludwig von Brandenburg und Herzog Rudolf IV. von Österreich, 1362, 1375; seit 1379 aus den Archiven beider habsburgischen Linien: Bündnisse, mit Herzog Albrecht III. 1379 und 1390, mit Leopold III. 1382, mit Herzog Ernst 1407, Waffenstillstands­verträge von 1364, 1462 zwischen Kaiser Friedrich III. und Herzog Ludwig von Bayern, 1505 zwischen König Maximilian I. und Herzog Friedrich von Bayern). Daneben besonders Familiensachen betreffende Urkunden, so z. B. der Vertrag betreffend die Heirat der Herzogin Johanna, Tochter des Pfalz­grafen Albrecht, mit Albrecht, dem Sohne Herzog Albrechts III. von Öster­reich 1381, der Heiratsbrief von 1405 über die Vermählung des Pfalzgrafen Heinrich mit Herzog Albrechts IV. Tochter Margaretha sowie deren Erb­verzicht von 1412. Erwähnt sei noch der Geleitbrief Herzog Ludwigs von Bayern für alle Prälaten und Kaufleute Herzog Emsts von Österreich vom Jahre 1416. Urkunden, wie etwa die Vollmacht Herzog Leopolds III. von Österreich auf seinen Bruder Herzog Albrecht III. für den Tag zu Passau im Streit zwischen Salzburg und Bayern 1383, sind nur dem Betreff nach hier eingereiht. Außer diesen den Kern der Abteilung bildenden Schatzgewölbeurkun­den finden sich hier aber immerhin auch solche, die nicht nur von bayri­schen Ausstellern herrühren oder bayrische Betreffe enthalten, sondern wohl ursprünglich bayrischer Provenienz sind: 1362 Bündnis der Städte München, Wasserburg und Landsberg mit den Herzogen Ruprecht, Stephan dem Älteren und dem Jüngeren und Johann, ausgefertigt auf einem Landtag zu München; zwei Urkunden des Jahres 1456 auf Herzog Ludwig von Bayern; ferner mehrere Urkunden Kaiser Friedrichs III. auf Herzog Ludwig, die ihrem Wesen nach in des Letzteren Archiv verblieben sein müssen, so z. B. die Einlösungsquittung des Kaisers auf den Herzog von 1467 um die von Ladislaus Posthumus an Herzog Ludwig seit 1454 versetzt gewesenen Kleinodien (zwei goldene Kreuze, ein goldener Becher mit Edelsteinen geschmückt), oder eine Urkunde von 1468, mit der der Kaiser den Herzog der Ungnade begibt u. a. Die kaiserliche Bewilligung zur Errichtung eines Aufschlags und einer Maut zu Spitz von 1467 ist wohl beim Übergang der bayrischen Besitzungen in der Wachau an Österreich im 16. Jahrhundert in die kaiserliche Registratur rückgelangt; jedenfalls findet sich der sicher dem Schatzgewölbe angehörige entsprechende herzog­liche Revers um diese Maut von 1468 von Putsch in derselben Abteilung eingeteilt. Bayrischer Provenienz sind wohl auch die Wittumsbestätigung

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