Inventare Teil 5. Band 6. Gesamtinventar des Wiener Haus-, Hof- und Staatsarchivs (1938)
Die Urkundenabteilung von Paul Kletler
Das Wiener Schatzgewölbe. 35 (AB. 387 e) eingetragen worden waren; sie sind heute in die allgemeine Urkundenreihe eingereiht. Es sind dies entweder ohnehin Schatzgewölbeurkunden oder sie sind, soweit sie dem böhmischen Kronarchiv entstammen, doch schon seit den Tagen der Hussiten, also seit einem halben Jahrtausend, in österreichischem Besitz. Die nächste Abteilung Polen umfaßt Urkunden ab 1411 mit Nachträgen bis nach 1550, die aus den Archiven König Sigismunds, Friedrichs III. und Maximilians I. stammen und Polen betreffen; einige sind von polnischen Königen ausgestellt. Von den folgenden kleinen, meist nur einige Stücke enthaltenden Gruppen seien Spanien, Sizilien, England, Dänemark und (etwas später eingereiht) Württemberg genannt; sie bestehen durchwegs aus Urkunden des österreichischen Schatzgewölbes, meist habsburgischen Familienurkunden, die nach dem Betreff, zum Teil nach dem Aussteller zugeteilt sind. So liegen unter Spanien die Verträge über die Heiraten Johannas (Tochter König Ferdinands von Aragonien) mit Philipp dem Schönen und Johanns von Aragonien mit Margarethe von Österreich (die Geschwister der Erstgenannten) vom 20. Jan. 1495, die spanischen Vollmachten zu den Verhandlungen wegen der Realisierung dieser Heiraten (25. Jan. 1495) und die Verpflichtungsurkunde König Ferdinands und anderer, diese Verträge zu ratifizieren (26. Jan.); unter „Sizilien“ finden wir die Urkunde Herzog Wilhelms von Österreich vom 8. Juni 1405 über Widerlage und Sicherstellung des Heiratsgutes seiner Gemahlin Johanna von Durazzo (der Schwester des Königs Ladislaus von Neapel), das Bündnis des Königs Alfons von Arragon mit Kaiser Friedrich III. zur Eroberung Mailands vom 10. Aug. 1451 (und zwar die arragonische Ratifikation), einen Bericht der Gesandten der Könige Alfons und Ferdinand an König Maximilian. Die Abteilung England besteht aus einer einzigen Urkunde: König Heinrich VIII. verleiht König Ferdinand den Hosenbandorden (1523), die Abteilung Dänemark aus zwei. Die Abteilung Württemberg enthält vor allem die auf die Übergabe des Herzogtums durch den Schwäbischen Bund an Österreich im Jahre 1520 bezüglichen Urkunden, ferner Urkunden, die die weiteren Wendepunkte im Geschicke dieses Fürstentums betreffen: die Überlassung durch Kaiser Karl V. an seinen Bruder König Ferdinand 1522 und die Rückstellung an Herzog Ulrich im Frieden von Kaaden 1534. Am Schlüsse findet sich noch ein Lehenrevers des Herzogs Ludwig von Württemberg vom Jahre 1573 auf Maximilian II., der uns durch den Vorbehalt der österreichischen Rechte daran erinnert, daß Württemberg ja noch bis ans Jahrhundertende ein österreichisches Afterlehen war. Umfangreicher sind die Gruppen: Portugal (18 Stück), Sachsen (40 Stück), Brandenburg (etwa 15 Stück), Burgund (etwa 30 Stück), Venedig (etwa 40 Stück) und besonders Bayern (etwa 120 Stück), Mähren (etwa 80 Stück) und G ö r z (etwa 120 Stück). Bei „Portugal“ liegen hauptsächlich alle die Vermählung Kaiser Friedrichs III. mit Eleonore von Portugal betreffenden Urkunden (Verträge, Vollmachten, Pässe) von 1443, 1444, 1450, 1451 (aus diesem Jahr 7 Stück), 1452, auch bezüglich 3*