Inventare Teil 5. Band 6. Gesamtinventar des Wiener Haus-, Hof- und Staatsarchivs (1938)

Die Urkundenabteilung von Paul Kletler

Das Wiener Schatzgewölbe. 31 Strewn, Pamkircher, Gravenegg, von Weispriach, Pottendorf, Dachsperg, Neidtperg, Eberstorf, Puechhaim, Kreyg, Prager, Aursperg, Reihenburg, von Eckh, vom Thurn, Beheimisch Landtherren. Die erste Gruppe, Römisch Kaiser und Kunig, ist, wie schon erwähnt,1 im wesentlichen nach den Ausstellern benannt; sie enthält größ­tenteils Königs- und Kaiserurkunden. Der Provenienz nach stammen die Urkunden dieser Abteilung hauptsächlich aus dem habsburgischen Schatzgewölbe, zunächst aus dem Wiener, dann aus dem Archiv der Leopol­diner und der Tiroler Linie: so aus den Registraturen der Brüder Leopold und Friedrich von Tirol (2. Juli 1401 König Ruprecht verspricht Herzog Leopold 100.000 Dukaten für die Öffnung der Pässe bei seinem Italienzug; 1404 Vollmacht Herzog Leopolds an Herzog Friedrich von Tirol zu Ver­handlungen mit König Ruprecht) und Ernst von Steiermark (1412 König Wladislaw von Polen über den von ihm zwischen König Sigismund und den Herzogen Ernst und Friedrich vermittelten Frieden). Provenienz „Reichs­archiv“, d. h. aus dem Urkundenvorrat der Kanzlei des deutschen Kaisers (Königs), mögen nur verhältnismäßig wenige Stücke sein: vor allem kaiser­liche (königliche) Pfand- und Lehenbriefe, die bei Einlösung des Pfandes, bzw. Änderung des Lehens oft lange Zeit nach ihrer Ausstellung in die Ausstellerkanzlei zurückgelangt waren (Pfandbriefe Kaiser Sigismunds und König Albrechts II.; Lehenbriefe Kaiser Konrads IV. von 1250, Karls IV. 1348, 1349 und Sigismunds 1434); freilich können diese Urkunden auch aus den Empfängerarchiven stammen; erst seit das sich bildende Reichs­archiv mit dem habsburgischen Archiv zusammenfiel, also seit (Albrecht II.) Friedrich III., wächst die Zahl der Urkunden stark. Nicht nur zahlreiche Lehenbriefe Kaiser Friedrichs III., sondern auch zahlreiche Lehenreverse, Aufsandbriefe und Urkunden anderen Inhalts auf diesen Herrscher sind hier verzeichnet. Endlich finden sich in dieser Abteilung auch noch Urkunden aus ver­schiedenen fremden Archiven, die durch Erbgang oder im Zusammenhang mit kriegerischen Eroberungen in das Wiener Schatzgewölbe gelangten. So Urkunden aus dem Archiv der Grafen von Tirol-Görz, Herzoge von Kärn­ten (Otto und Heinrich) oder aus dem Archiv des Wittelsbachers Ludwig von Brandenburg, die entweder durch die Erwerbung Tirols direkt in habs­burgischen Besitz oder zunächst bei der Belehnung mit Brandenburg an Sigismund von Luxemburg und von diesem an seinen Schwiegersohn König Albrecht II. kamen. Die Abteilung Römisch Kaiser und Kunig ist zwar im Wiener „Putsch“ eingetragen, wurde aber schon damals, d. h. im Zuge der Archiv­ordnung durch Putsch, fast zur Gänze nach Innsbruck gebracht. Schon im Konzept (A) und dann in der Reinschrift (B) des 3. Bandes (AB. 333) findet sich der gleichzeitige (im Konzept von Putsch, in der Reinschrift von des­sen Gehilfen Schweinhämbl geschriebene) Vermerk „Nota alle prieff, so unndter disem titl Römisch Kaiser unnd Kunig geschriben, sein alle gein Innsprugg in dieselb Öberösterreichische Registratur gefuert worden ....... 1 Siehe S. 19.

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