Inventare Teil 5. Band 6. Gesamtinventar des Wiener Haus-, Hof- und Staatsarchivs (1938)

Die Handschriftenabteilung von Fritz Antonius

242 Die Handschriftenabteilung. uns. Allerdings wissen wir nicht, wann und wie dieser Band in die Staats­kanzlei gelangt ist, möglicherweise hat auch ihn Rosenthal im Jahre 1751 mitgebracht. Auch über die Provenienz der heute lose beiliegenden Er­gänzungen und Auszüge läßt sich nichts Genaueres ermitteln. Die Hand­schrift ist aufgestellt als Cod. Böhm 456. Das vollständige Werk Burgklehners kam jedoch erst 50 Jahre nach diesem 1. Band, im Zuge der Gasslerschen Sendung nach Venedig, Trient, Brixen und Innsbruck, 1805 nach Wien. Es umfaßt 4 Teile in 12 Folio­bänden, von denen der erste am 10. März 1619 dem Nachfolger Erzherzog Maximilians, Erzherzog Leopold, Bischof von Straßburg und Passau, über­reicht worden ist, während der letzte von Burgklehner erst 1639, also drei Jahre vor seinem Tod, vollendet wurde. Von dem ersten Teil des Werkes — im Original drei Bände — findet sich auch noch eine Abschrift in zwei Bänden, datiert 1632, die offenbar zusammen mit dem Original nach Wien gelangt sein muß. Auch für dieses haben wir übrigens keinen Übernahms­akt und wissen nur aus indirekten Zeugnissen, daß es tatsächlich von Gass­ier hereingebracht worden ist. So wird in der Instruktion, die Gassier am 21. Jan. 1804 nach Venedig erhielt,1 ausdrücklich erklärt, daß er auch das Manuskript des tirolischen Kanzlers Burgklehner nach Wien zu bringen habe, und unter dem 17. Juli 1806 lesen wir in dem Verzeichnis der 117 aus Temesvár zurückgekommenen Kisten geflüchteter Archivalien als In­halt der 105. Kiste: „Reichsregister, Burglechner.“ Das Werk muß also in der Tat noch vor der Flüchtung des Archivs nach Temesvár in Wien eingelangt sein, d. h. es hat offenbar dem ersten der zwei Gasslerschen Transporte angehört, über dessen Inhalt wir nur zum Teil unterrichtet sind. Das im Geschäftsstück der Registratur des StA. 21 von 1806 erliegende Verzeichnis dieses Transportes bringt nämlich nur den Inhalt von 5 der 11 Kisten, darunter in der Kiste III lit. m: „Rhätia Austriaca vom Kanzler Burglechner.“ Dieser schmale Band, heute Böhm Nr. 465, ist eine Ab­schrift des Anfanges des vierten Teiles, 11. Bandes, des „Tirolischen Adlers“, von dem das StA. ja auch noch eine weitere vollständige Abschrift des 18. Jahrhunderts im 9. Band der Sammlung Dumont besitzt.2 Es sind also im ganzen an Werken Burgklehners heute im Archiv vorhanden: Hs. Böhm 454, Der tirolische Adler, 1.—4. Teil in 12 Bänden, erworben 1805; Böhm 455, Abschrift des 1. Teiles in 2 Bänden, erworben 1805; Böhm 456, Abschrift des 1. Teiles in 1 Band, erworben 1755; Böhm 465, teilweise Abschrift des 4. Teiles (11. Bandes), Rhaetia austriaca, erworben 1805; Böhm Suppl. 383 (Sammlung Dumont), Band 9, Rhaetia austriaca, erworben mit der Sammlung Dumont 1754. Bald nach der Erwerbung des „Tirolischen Adlers“ setzten von Inns­bruck aus Bemühungen ein, die wertvolle Handschrift wieder für Tirol zu gewinnen. Hiezu schienen zunächst die nach dem Friedensschluß von 1805 notwendig gewordenen Archivalienauslieferungen an Bayern eine Hand­habe zu bieten, doch wurden alle diesbezüglichen bayrisch-tirolischen An­forderungen von österreichischer Seite abgelehnt. 1 Vgl. oben S. 143. 2 Hs. Suppl. 383, Bd. 9; siehe Abschnitt Dumont.

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