Inventare Teil 5. Band 6. Gesamtinventar des Wiener Haus-, Hof- und Staatsarchivs (1938)
Die Handschriftenabteilung von Fritz Antonius
238 Die Handschriftenabteilung. Cerroni,1 aus dessen Nachlaß sie mit anderen Bänden im Jahre 1840 verkauft wurden. Wer sie bei dieser Versteigerung erworben hat, ist nicht festzustellen, doch kamen sie endlich im Dezember 1881 als Geschenk des Grafen Hans Wilczek wieder ins StA. zurück. Der Band trägt noch das Cerronische Exlibris. S u p p 1.659, 1 Band, „die gefürstete Grafschaft Tyrol betr.“, datiert 29. Dez. 1759.1 2 Für ihn gilt dasselbe wie für den vorigen. Das Exlibris ist entfernt, doch sind die Spuren davon noch sichtbar. S u p p 1. 663, 10 Bände, ist ein unvollständiges Duplikat der „Anmerkungen zur Reichshistorie“ Böhm Nr. 59, das nach einer Anmerkung im alten Handschriftenrepertorium in Filiale A aufgestellt war. S u p p 1. 988, Einleitung zur Kenntnis der vornehmsten Friedensschlüsse usw. seit dem Westfälischen Frieden, 1 Band, ist zwar nicht signiert, gehört aber der Einleitung zufolge ebenfalls in die Reihe dieser Unterrichtswerke. Batthyány. Zu den von Ottokar Lorenz der Handschriftensammlung einverleibten „Staatskanzleimanuskripten“ hatten auch mehrere Bände gehört, die ihrem Exlibris zufolge aus der Bibliothek des Grafen, nachmaligen Fürsten Karl von Batthyány stammten. Ihr Inhalt bezieht sich auf die verschiedenen Wirkungsgebiete dieses Diplomaten und Feldherrn und ist, da er zum Teil aus Originalakten besteht und angesichts der Stellung Batthyánys nicht ohne Interesse. Graf Karl Josef Batthyány3 4 hatte seine Laufbahn 1716 beim Militär begonnen, war 1719 mit der kaiserl. Gesandtschaft in Konstantinopel und scheint dann in Wien mit kirchlichen, bzw. italienischen Angelegenheiten befaßt gewesen zu sein. 1734—1739 stand er wieder im Kriegsdienst am Rhein und in Ungarn, war 1739—1741 Gesandter in Berlin, dann Kommandant der Kavallerie im Heere des Prinzen von Lothringen und stand 1746—1748 als Feldmarschall, Oberbefehlshaber der pragmatischen Armee und Ministre plénipotentiaire in den Niederlanden. Endlich finden wir ihn in Wien als Erzieher und Obersthofmeister des Kronprinzen Josef wieder. Das StA. erhielt 1769 seine Wohnung im Reichskanzleitrakt der Burg (Bd. I S. 127*). Einige dieser mannigfaltigen Verwendungsgebiete Batthyánys finden nun, wie gesagt, ihren Niederschlag in unseren Handschriften, und zwar dürften am wichtigsten und interessantesten sein die 5 Bände der Handschrift Böhm 977 „Ministére des Pays-Bas“, die einen Teil des Original- Schriftenwechsels Batthyánys aus seiner niederländischen Zeit, den Jahren 1746—1748, enthalten. Böhm 1027 bringt den Erziehungsplan für den Kronprinzen Erzherzog Josef von 1752/ Böhm 1035 und 1036 enthalten Traktate über Papstwahlen und Konklave aus den Jahren vor 1730, also 1 Geb. 15. Mai 1753 in Ung.-Hradisch, gest. 3. Sept. 1826 in Brünn; vgl. über ihn und seine Sammlung: Dudik, J. P. Cerronis Handschriftensammlung, Mährens Geschichtsquellen Bd. 1. 8 Auf diesem Band beruhen zum Teil die Ausarbeitungen der Hs. Böhm 1108. 8 Geb. 1697; gest. zu Wien 15. April 1772; vgl. Wurzbach Bd. 1, S. 178; Allgemeine deutsche Biographie Bd. 2, S. 133. 4 Vgl. die Abschnitte Bartenstein und Martini in diesem Kapitel.