Inventare Teil 5. Band 6. Gesamtinventar des Wiener Haus-, Hof- und Staatsarchivs (1938)

Die Urkundenabteilung von Paul Kletler

130 Die Urkundenabteilung. kunstgeschichtlich außerordentlich wertvoll die Sammlung des Jesuiten­kollegs in Yalkenburg in Holland; „die umfangreichste Sammlung von Siegelabdrücken besitzt anscheinend das British Museum“ — Ewald a. a. 0.; in Wien sind noch anzuführen die sphragistischen Sammlungen des Kunst­historischen Museums1 und die Mellysche Siegelsammlung der Heraldi­schen Gesellschaft Adler, im wesentlichen Abdrücke der in Mellys Arbei­ten behandelten Städtesiegel). Ihren Charakter einer Sammlung von internationaler Bedeutung erhielt die Smitmersche Sammlung durch die Bereicherungen unter Smitmer. Er erzählt a. a. 0., er habe Abdrücke aller Stempel der Sammlungen im Vati­kanischen Museum, im Museo de Nobili Pietro Gradenigo zu Venedig, des Monsignor Borgia und des Pisanischen Museums in Venedig erhalten. Fer­ner erwarb er mehrere hundert Stück aus St. Blasien im Schwarzwald, dann Abdrücke aus dem Besitz des österreichischen Gesandten in Turin, Grafen Windischgrätz (besonders steirische Klostersiegel). Durch einen Freund in London erhielt er „sehr schöne und unserem Deutschland ganz unbekannte Sigillen“. Im StA. haben sich dann besonders Firnhaber (in den Vierzigerjahren) und unter der Aufsicht von Ottokar Lorenz der damalige Student (cand. phii.) Hartmann v. Franzenshuld (Bericht über die vollständige Ordnung der Sammlung im Jahre 1862) Verdienste um die Sammlung erworben. Der Wert der Sammlung liegt besonders darin, daß die Urkunden mit den Originalsiegeln, nach denen die Abgüsse gemacht sind, weit zerstreut sind — zum Teil an schwer zugänglichen Orten —, daß sie jedoch in den Behelfen in der Regel gewissenhaft nachgewiesen werden. Noch heute besteht die Smitmerische Einteilung der Sammlung in folgende Gruppen: a) Kaiser und römische Könige; b) Könige von Böhmen, Ungarn, England und anderen Königreichen; c) österreichische Mark­grafen, Herzoge und Erzherzoge; d) verschiedene Landesfürsten; ©) Adel; f) Bürger. Doktoren, Notare; g) Städte; h) Behörden (Gerichte, Magistrate, Zünfte, Universitäten, Akademien); i) Päpste; k) päpstliche Legaten und Kardinäle; 1) Synoden; m) Bischöfe; n) Säkularklerus; o) Regularklerus; p) Ritterorden. Innerhalb dieser Gruppen liegen die Siegel nach dem „phonetischen“ Alphabet, innerhalb der einzelnen Buchstaben chrono­logisch. 1 1. Die Sammlung des Reichshofrates Dietz, bestehend aus etwa 17.000 von Akten und Urkunden des Reichskammergerichts stammenden Originalsiegeln, besonders der deutschen Reichsstände, aber auch aus Frankreich, Oberitalien, den baltischen Ländern und England; 2. die gegen 5400 Siegel — jedoch zum großen Teil Nachzeichnungen — der österreichischen Erblande, der Lombardei, Venetiens und Galiziens umfassende Sammlung Kaiser Ferdinands L; 3. die durch Auswahl aus der Sammlung Dietz aber auch aus anderen Beständen 1932 gebildete „neu aufgestellte Siegelsammlung“, Kaisersiegel, Siegel der deutschen Reichsstände, Bullen der Päpste und der Dogen von Venedig umfassend (über 600 Stück, darunter ungefähr 560 Originalabdrücke, wovon Uber die Hälfte Wachs­siegel sind); 4. an 500 Originalsiegelstempel der Kaiser von Österreich, Kaiser Maximilians von Mexiko, österreichischer und italienischer geistlicher und weltlicher Herren. — Über die Typarsammlung vgl. J. v. Schlosser MIÖG. 12; der hier beschriebene Siegelstempel König Rudolfs I. ist jedoch längst als Fälschung erkannt. (Nach dem „Jahresbericht 1933“ der Bundessammlung von Medaillen, Münzen und Geldzeichen in Wien.)

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