Inventare Teil 5. Band 6. Gesamtinventar des Wiener Haus-, Hof- und Staatsarchivs (1938)

Die Urkundenabteilung von Paul Kletler

Einleitung. 7 19. Jahrhunderts lückenloser im StA. als zur Zeit Putschens im alten Wiener Schatzgewölbe. Endlich ist zu betonen, daß von den landesfürst­lichen Urkunden aus Innsbruck ein großer Teil, von den Urkunden des Grazer Schatzgewölbes die erdrückende Mehrheit lediglich wieder nach Wien zurück gebracht wurde.1 Der ganze in dem neugegründeten Haus-, Hof- und Staatsarchiv zu­sammengebrachte Urkundenbestand — zu den Urkunden des Schatz­gewölbes, der Schatzkammer und den Urkunden aus Innsbruck und Graz hatte sich auch noch das böhmische Kronarchiv gesellt2 — wurde in der Ära Rosenthal im wesentlichen ebenfalls nach dem Betreffsgrund­satz geordnet. So weit diese Arbeiten überhaupt durchgeführt wurden, geschah dies wiederum sowohl bei der Lagerung der Urkunden selbst als auch in den meist unvollendet gebliebenen Repertorien (Bd. I S. 140*). Als bleibendes Ergebnis dieser Periode ist nur die Gliederung der Urkun­den in eine österreichische, eine böhmische und eine ungarische Abteilung festzustellen, welche alle drei aus Urkunden des Wiener Schatzgewölbes, der Wiener Schatzkammer und der Einziehungen aus Prag und Innsbruck gebildet wurden. Auch innerhalb der österreichischen Abteilung hat Rosen­thal einen künstlichen Anlageplan nach Materien durchzuführen begonnen. Aber eben dadurch hat Rosenthal noch immer die organischen Zusammen­hänge der Archivalien teilweise gewahrt, da sich jede archivalische Ein­teilung nach Materien de facto zum Teil mit einer Einteilung nach dem Herkunftsgrundsatz deckt.3 Wie im ersten Band S. 140* f. ausgeführt wurde, behielt Roschmann nach Rosenthals Tod (1779) die Einteilung in die drei genannten Ab­teilungen bei, ging aber innerhalb dieser Abteilungen von der Lagerung und Repertorisierung nach dem Betreffsgrundsatz zur Lagerung und Re- pertorisierung nach der Zeitfolge über, eine Umstellung, die 1784 der Hauptsache nach vollendet war.4 Damit erhielten diese drei Abteilungen die im wesentlichen noch heute in den Repertorien I (AB. 375), XII (AB. 387 e)6 und XYI (AB. 399)6 bestehende Inventarisierung und An­ordnung, wodurch die in den Abteilungen des Putsch, ja zum Teil noch in den Betreffsgruppen Rosenthals erhaltenen Spuren der Provenienzen gänzlich verwischt wurden. Durch das Ordnungswerk Roschmanns wurden jedoch nur die von den Landesfürsten ausgestellten und empfangenen Urkunden des Wiener Schatzgewölbes, der Wiener Schatzkammer und der Einlieferungen aus Prag, Innsbruck und Graz erfaßt. Die übrigen wurden — als Privaturkunden bezeichnet — zunächst ausgeschieden. Es waren dies im wesentlichen die Urkundengruppen der Meissauer, Pottendorfer, Eberstorfer, Eizinger, Walseer und Schaunberger. Sie wurden wahr­scheinlich erst in der Zeit zwischen 1813 und 1830 zusammen mit den 1 Siehe meine späteren Ausführungen über die Görzer, Innsbrucker, Grazer und Ortenburger Urkunden; ferner Bd. I S. 227—230. s Siehe die späteren Ausführungen über diese Bestände. 3 Vgl. Bd. I S. 139* und 120. 4 Vgl. Bd. I S. 141* und 114. 5 In diesem Repertorium blieb das böhmische Kronarchiv — allerdings durch Ur­kunden des Wiener Schatzgewölbes ergänzt — erhalten. 6 Siehe die Ausführungen in Bd. I S. 234—236 und 240—242.

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