Inventare Teil 5. Band 4. Gesamtinventar des Wiener Haus-, Hof- und Staatsarchivs (1936)

Sonstige Sammlungen von Archivalien verschiedener Herkunft von Lothar Gross

Collection diplomatique — Kriegsakten. 597 zen in eine Gruppe ist zweifellos in Paris erfolgt. Auch der Notenwechsel der Staatskanzlei mit dem Hofkriegsrat in der Stärke von mehr als 100 Fas­zikeln findet sich hier verzeichnet. Die erste Aufnahme und Repertorisierung der Kriegsakten, die im Hauptarchiv untergebracht wurden, erfolgte durch Knechtl mit Unterstützung Rosners. Ihr Ergebnis ist im Repertorium A (AB. 105) niedergelegt. Knechtl hielt sich vielfach an die bereits bestehende Gruppierung, stellte aber die chronologische Ordnung her. Er kam mit der Arbeit nicht zu Ende, sein Repertorium weist 116 Faszikel auf. Bald nach seinem Tode bezeichnete der Archivdirektor Reinhart in seinem umfang­reichen Berichte über den Zustand des Archivs die Kriegsakten als „noch gar nicht bearbeitet“ und gibt den Umfang der Abteilung mit 209 Faszikeln an. Wenn Reinharts Bemerkung auch über das Ziel schoß, so ist doch richtig, daß die Repertorisierung der Kriegsakten gegenüber jener anderer Abteilungen, etwa der Nationalia, damals zurückstand. 1840 wurde dann auch Kubitschek, der bereits mit selbständigen Arbeiten zur Geschichte Wallensteins betraut worden war, mit der Bearbeitung der Kriegsakten, besonders des Dreißigjährigen Krieges, beauftragt, welche Arbeit dann von Emanuel Nowotny und nach dessen Erkrankung von Baumgartner fortge­setzt wurde. Das Ergebnis dieser Arbeiten liegt in dem zum allergrößten Teil von Kubitschek geschriebenen Repertorium D (AB. 109) vor, das für die Zeit bis 1634 sehr ausführliche Auszüge aus den Kriegsakten bietet und für diesen Zeitraum auch heute noch mit Nutzen verwendet werden kann. Schon vor dieser Neubearbeitung hatte die Abteilung verschiedene Zu­wächse erhalten, deren Umfang und Bedeutung im Laufe der nächsten Jahrzehnte noch wesentlich stiegen. Soweit uns Akten der Reg. des StA. über dieselben vorliegen, werden sie im folgenden aufgezählt. Die erste Vermehrung erfolgte, als 1829 eine größere Menge von Akten aus der Staatskanzlei ins Archiv kam. Neben einer größeren Anzahl von Einzelstücken wuchsen damals auch einzelne geschlossene Serien von Kor­respondenzen den Kriegsakten zu, z. B. die Berichte des Generals Baron Friedrich Wilhelm Kettler 1757—1763 (Fasz. 427). Weitaus mehr brachte die erste förmliche Auslieferung aus der alten Registratur der Staats­kanzlei im Jahre 1851. Aus dem AB. 168, in dem die Verteilung der damals ins Archiv gelangten Archivalien auf die einzelnen Abteilungen vermerkt erscheint, geht hervor, daß damals weit mehr als 100 Faszikel den Kriegs­akten einverleibt wurden. Darunter befanden sich sehr viele Korrespon­denzen von Generälen aus der Zeit des österreichischen Erbfolgekrieges und des Siebenjährigen Krieges, Berichte des Erzherzogs Karl und nicht weniger als 30 Faszikel, die nur unter der vagen Bezeichnung „Bellica poli­tica“ aufgeführt erscheinen.1 Die Einzelheiten dieses Zuwachses und die 1 Wir besitzen ein Verzeichnis des Agenten Johann Lippa, der 1840—1845 mit der Revision des Archivs der Staatskanzlei befaßt wurde, über diese Kriegsakten (StK., Interiora Organ. 36). Er bezeichnet sie darin als „Acten-Sammlung aus den verschiedenen Kriegsepochen Österreichs oder Collectanea politico-bellica v. J. 1741—1818“. Lippas Verzeichnis gibt einen recht guten Einblick in die damalige Zusammensetzung dieser Abteilung und ist deshalb wertvoll, weil für die Akten aus der Zeit des Siebenjährigen Krieges ältere Übergabsverzeichnisse aus dem 18. Jahrhundert beiliegen, in denen die einzelnen Aktenstücke dieser Unterabteilung aufgezählt erscheinen.

Next

/
Thumbnails
Contents