Inventare Teil 5. Band 4. Gesamtinventar des Wiener Haus-, Hof- und Staatsarchivs (1936)

Staatskanzlei (Ministerium des Äussern) von Josef Karl Mayr

Provinzen — Interiora. 431 Interiora. Unter Interiora sind im wesentlichen jene aus dem Geschäftsgänge der Staatskanzlei (des Ministeriums des Äußern), auch einzelner ihrer Departements im besonderen hervorgegangenen, sie selbst näher betreffen­den Aktenstücke zu verstehen, deren Inhalt ihre Sonderstellung bewirkt hat. Allerdings ist diese — den lediglich praktischen Momenten entspre­chend, die sie veranlaßt haben — nicht immer ganz gleichmäßig durch­geführt worden, so daß die Interiora nicht selten ein buntes Gemenge ver­schiedenster Aktengruppen vorstellen. Erst Winter hat sie einer teilweisen Neuordnung unterzogen. Interna solcher Art hat es in der alten Registratur der Staatskanzlei schon zu Beginn des 19. Jahrhunderts gegeben. Sie reichten zum Teil bis weit ins 18. Jahrhundert zurück, berührten sich auch teilweise mit dem Aufgabenkreis der Reichshofkanzlei (so in den Untergruppen Chiffern- schlüssel und Ceremóniáié und Courtoisie). Der Franzoseneinbruch von 1809 hat sie gleichfalls in Mitleidenschaft gezogen. Der Anmarsch des Feindes zwang zur überstürzten Verstampfung großer Mengen geheimer Schriften des Ziffernkabinetts, die jedoch zum Teil bald darauf als Alt­papier bei Kleinhändlern wieder zum Vorschein gekommen und im Dezem­ber 1809 von der Staatskanzlei beschlagnahmt worden sind. Inzwischen waren die Interiora zum größten Teile nach Paris abtransportiert worden, so ganz oder teilweise die Untergruppen Circularien und Notificationen, Chiffernschlüssel, Geheime Räte, Intercepte, Kassa- und Rechnungswesen, Organisierung und Orientalische Akademie. Nur geringe Reste, so Chiffern­schlüssel der Reichshofkanzlei, auch Kassa- und Rechnungsakten scheinen diesem Abtransport entgangen zu sein.1 1814—1816 sind die 1809 verschleppten Interiora von Paris wieder nach Wien zurückgebracht und zunächst — allerdings anscheinend nur vorübergehend — dem StA. übergeben worden. 1826 hat das kaiserliche Kabinett ansehnliche Teile solcher Bestände (Ceremonialia 1793—1816 und Memoires 1797—1822) an die Staatskanzlei abgegeben. 1829 sind dem StA. aus der alten Registratur der Staatskanzlei die ersten Interiora dauernd zugekommen, und zwar in den Untergruppen Chiffernschlüssel, Circularien und Notificationen, Geheime Räte, Kabinettskuriere, Kassa- und Rechnungswesen, Organisierung, Orientalische Akademie (diese Unter­gruppe wurde 1821 aus Johann Graf Pergens Nachlaß bereichert), Perso­nalien u. a. 1838 sind die Chiffernschlüssel der Reichshofkanzlei von Inns­bruck her vervollständigt worden. 1841 hat Gevay zwölf die ungarischen Akten betreffende Chiffernschlüssel angefertigt. Zu Anfang der Vierziger­jahre scheinen Teile von Gentzens Aktennachlaß durch Anton Prokesch der Staatskanzlei übergeben worden zu sein. Sie befinden sich heute in der Untergruppe Korrespondenz und Memoires (Gentziana), doch läßt sich nicht nachweisen, wann diese Einreihung erfolgt ist. Andere Teile seiner 1 Vgl. das summarische Flüchtungsverzeichnis in StK., Interiora 45.

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