Inventare Teil 5. Band 4. Gesamtinventar des Wiener Haus-, Hof- und Staatsarchivs (1936)
Reichsarchive von Lothar Gross
280 Reichsarchive. registratur, auch die Reichsregister, wurden nun in den Jahren 1817 und 1818 in vier Zimmern des II. Stockes des Laurenzergebäudes und drei ebenerdigen Magazinen vom Registrator Nikolaus von Wolf und den Registratursadjunkten Franz Winterheld und Augustin Winger sowie dem Hofkammerarchivregistranten Franz Popp ausgepackt, wieder geordnet und in Stellagen aufgestellt. Am 30. Sept. 1818 konnte Wolf bereits den Abschluß dieser Arbeiten melden.1 Auch Wolf betonte hei diesem Anlasse die große Unordnung, in die die Registraturen in Paris gebracht worden waren. Im Laurenzergebäude, einem übrigens keineswegs, namentlich in den ebenerdigen Magazinen, besonders geeigneten Lokale, verblieben diese Bestände nicht nur bis zur Auflösung der reichshofrätlichen Aktenkommission im Jahre 1840, sondern auch, als 1849 das StA. dieselben in seine Verwaltung übernahm.1 2 Erst als zu Beginn der siebziger Jahre die Postverwaltung diese Räume beanspruchte, mußte diese Filiale des StA., zumeist als Filiale A bezeichnet, im Jahre 1872 weichen. Die erst später, in den fünfziger Jahren, in das Laurenzergebäude gebrachten Reichsarchivalien kamen nun in die neue Filiale im Epsteinhaus am Burgring. Die Reichshofratsregistratur übersiedelte gleichzeitig nach dem alten Ballhaus auf dem Ballhausplatz und machte damit zweifellos einen schlechten Tausch, da das Dach dieses eines Dachbodenraumes entbehrenden Gebäudes bei Regengüssen oft Wasser eindringen ließ. Mehr als 14 Jahre mußten die Reichshofratsregistraturen in diesem höchst ungeeigneten Gebäude verbleiben und mehr als ein Faszikel ist hier durch die schlechte Aufbewahrung zugrunde gegangen. Erst im Sommer des Jahres 1886 wurden sie zusammen mit der zweiten Archivfiliale in die bisher vom Zoologischen Kabinett innegehabten Räumlichkeiten in der Hofburg auf dem Josefsplatz übersiedelt. Doch auch dort war ihres Bleibens nicht allzulange, 1895 mußten diese Räume an die Hofbibliothek abgetreten werden und die beiden Filialen wurden in eine Anzahl von Zimmern des II. und III. Stockwerkes des am Michaelerplatz neu ausgebauten Traktes der Burg übertragen. Erst mit der Beziehung des Neubaues (1902) endete das Sonderdasein der Reichsarchivalien. Im März des Jahres 1819 konnten endlich auch, nachdem sie nahezu 3% Jahre in Kisten verpackt und in den ungünstigsten Räumen untergebracht gewesen waren, die Bestände der Registratura actorum publicorum vom StA. wieder übernommen werden, soweit sie nicht bereits, wie schon erwähnt, mit den Staatskanzleiakten rückgelangt waren. Es war hoch an der Zeit, daß diese, den wertvollsten Teil des alten Reichsarchivs bildenden Akten wenigstens endlich aus den Kisten ausgepackt wurden; 1818 hatte Öttingen den Staatskanzler schon darauf aufmerksam machen müssen, daß sie zugrunde gehen müßten, wenn sie noch länger eingepackt in den Gewölben des Laurenzergebäudes blieben.3 Sie wurden nun zunächst in ein in dem nächst der Minoritenkirche gelegenen Zinshause der 1 Reichshofrätl. Hofkommission Fasz. 41, Jg. 1818, Nr. 1. 2 Für die folgende Darstellung wurde auch eine im Nachlaß Winters befindliche Ausarbeitung über die „Wanderungen“ des StA. benützt. 3 Note Öttingens an den Staatskanzler v. 21. Febr. 1818 in StK. Int. Archiv Fasz. 12.