Inventare Teil 5. Band 4. Gesamtinventar des Wiener Haus-, Hof- und Staatsarchivs (1936)

Biographien der Archivbeamten seit 1749 von Franz Hüter

Siegenfeld—S teiner. 141 Anton von Roschmann am Archiv der ober- und vorderösterr. Regierung zu Innsbruck. Hier lernte ihn Rosenthal kennen, als er 1750/51 dieses Archiv für Zwecke des neu errichteten Wiener Hausarchivs durchforschte. Sp. hat offenbar Rosenthal bei den Ausscheidungsarbeiten weitgehend unterstützt (vgl. AB. 349, 350, 352). Das Wissen des jungen Archivars speziell in Trientnerischen Belangen und seine große Hilfsbereitschaft nahmen Rosenthal so gefangen, daß er — nach der Ablehnung Rosch- manns — die Ernennung von Sp. zum Archivadjunkten in Wien noch 1751 durchsetzte. Sp. wurde zwar in Innsbruck auf Grund der dorthin von Wien aus versendeten Eidesformel verpflichtet, tat aber noch drei Jahre als Kommissionsactuarius beim Venezianischen Konfinskongreß in Rovereto Dienst. Seine kurze Dienstzeit am Hausarchive (1755 bis 1759) sollte der „sowohl in dem Haupteinrichtungswerk des Archivs, insonderheit in Ver­fassung deren Repertorium extractivorum et chronologicorum und Indicum realium als in anderen wichtigen Nebenausarbeitungen mit zu leisten habenden Hilffs-und Arbeit“ gewidmet sein. Der Archivdienst mochte wohl Sp.s sehr vielseitige gelehrte Neigungen —• hatte er doch als Ergebnis seiner Tätigkeit bei der Grenzkommission eine Karte Welschtirols herausgegeben (1754) — befriedigen, war aber doch nur ein Durchgangsstadium zu höhe­ren Ehren und Ämtern. Als Archivar in der geh. Hof- und Staatskanzlei (ab 1759) konnte er noch Zeit für seine „Tyrolische Bergwerksgeschichte“ (erschienen allerdings erst 1765) erübrigen; seit der Versetzung in den aus­wärtigen Dienst als Referent der italien. Angelegenheiten war Sp. nur mehr ein sehr fleißiger Sammler und betätigte sich auch als Mäzen von Kunst und Wissenschaft, die er insbesondere im lombard. Italien auch durch staatliche Fürsorge nach Möglichkeit unterstützte. Sp. war auch Mitglied eines Kreises von bedeutenden Jansenisten in Wien, dessen Haupt Gerhard van Swieten gewesen ist. Seine Sammlungen befinden sich zum Teil im Museum Ferdinandeum (Abteilung Dipauliana), zum Teil im Kloster Wilten zu Innsbruck. Im Ferdinandeum erliegt auch das Adelsdiplom von Sp.s Vater (17. Nov. 1732) und das Ritterstandsdiplom für Sp. selbst (10. Dez. 1757) samt Verleihung der angeführten Prädikate und Vermehrung des Wappens durch das des ausgestorbenen Geschlechts der Zehender von Reis­dorf. Den Freiherrnstand erlangte Sp. 1771. Literatur:1 Wurzbach, Biograph. Lexikon usw., Bd. 36, S. 138—141; Krones, in: Allgemeine deutsche Biographie 35, S. 135/36, in beiden ältere Literatur zitiert; dazu noch: Die Wiener Autoren, ein Beitrag zum Gelehrten Deutschland, S. 216; Neueste Beiträge zur Religionslehre und Kirchengeschichte (1784), herausgegeben von M. A. Wittola, II (1791), S. 837ff; Hormayr, Tiroler Almanach für 1805, S. 175—180; Nationalkalender für Tirol und Vorarlberg 1821, S. 20; Beiträge zur Geschichte, Statistik, Naturkunde und Kunst von Tirol und Vorarlberg II (1826), S. 135, und VIII (1834), S. 189; I. v. Leunnen, Tiroler Künstlerlexikon (1830), S. 236; Winter, Die Gründung des H. H. u. StA., S. 44; Deinhart, Der Jansenismus in deutschen Landen, Münchner Studien zur histor. Theologie 8 (1929). Steiner Berta (von Lehnburg) war in den Jahren 1920, 1922 und 1925 als Kanzleikraft (Offiziantin) dem StA. zugewiesen, im Dezember 1925 ließ 1 Für die Ergänzung des Literaturverzeichnisses und Angaben über den Verbleib der Sammlungen sind wir der Direktion des Landesregierungsarchivs für Tirol zu Dank verpflichtet.

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