Inventare Teil 5. Band 4. Gesamtinventar des Wiener Haus-, Hof- und Staatsarchivs (1936)
Biographien der Archivbeamten seit 1749 von Franz Hüter
Schwab—Seidl. 137 Die Notariatsurkunde in Deutschösterreich bis zur Notariatsordnung Maximilians I.). Nach kurzer militärischer Dienstzeit (Herbst 1911) wegen Kurzsichtigkeit superarbitriert, übernahm er im Februar 1912 im Aufträge des regierenden Fürsten von Liechtenstein die Herausgabe der Korrespondenz des Fürsten Anton Florian Liechtenstein, kais. Gesandten in Rom und Madrid. Das Manuskript der ersten beiden Bände dieser Edition (umfassend die Jahre 1689 bis 1691) wurde 1921 fertiggestellt, konnte wegen der wirtschaftlichen Verhältnisse damals nicht gedruckt werden und ist beim Brande des Justizpalastes (15. Juli 1927) vernichtet worden. Im November 1912 wurde S. vom Min. d. Inn. zur Praxis im Bibliotheks- und Archivdienst zugelassen, dem Archiv für Niederösterreich zugeteilt und ein Jahr später dort definitiv als Staatsarchivpraktikant aufgenommen. Er wurde zu historischen Äußerungen in Stiftungs-, Kultus- und Gewerbeangelegenheiten herangezogen und mit der Neuordnung der Stiftsbriefe betraut; außerdem hatte er im Aufträge des k. k. Archivrates die nicht fachmännisch verwalteten Archivbestände bei den staatlichen Behörden im Viertel unter dem Manhartsberge und bei einigen Bezirksgerichten und Steuerämtern im Viertel ober dem Wienerwald summarisch zu verzeichnen. Im großen Kriege war S. zuerst der Unterhaltskommission und dann dem Staatsbürgerschafts- und Gemeindedepartement zugeteilt. Mit 1. Jan. 1916 zum Staatsarchivkonzipisten 2. Kl. ernannt und dem beim Min. d. Inn. bestehenden Bureau des Archivrates zugeteilt, mußte er im August desselben Jahres einrücken und ging im Juni 1917 mit dem IR. 91 an die Isonzo- front. Im März 1918 wurde er — als Feldwebelkadettaspirant im Felde — vom Militärdienste enthoben und als politischer Beamter dem Zivilkommissariat der 6. Armee in Udine zugewiesen, das er zeitweise in Vertretung seines Chefs selbständig führte. Nach dem Zusammenbruch wieder im Bureau des Archivrates tätig und seit 1. Aug. 1919 Staatsarchivkonzipist 1. Kl., wurde er nach Auflassung des Archivrates dem neuerrichteten Archivamte zugeteilt und mit 1. Jan. 1921 Staatsarchivar, mit 1. Jan. 1926 Staatsarchivar der 4. Dienstkl., mit 1. Jan. 1931 Oberstaatsarchivar. Als mit Januar 1923 das Archivamt den Sparmaßnahmen zum Opfer fiel, trat S. in das Staatsarchiv des Innern und der Justiz über, dessen Direktion (Min.-Rat Kretschmayr) als oberste Archivleitung die Agenden des aufgehobenen Archivamtes weiterzuführen übernommen hatte. S. wurde mit der Bearbeitung dieser Agenden betraut, beteiligte sich aber auch an der Neuverzeichnung der Bestände der Hofkanzlei, an den Arbeiten für die Auslieferungen an die Tschechoslowakei und an der Übersiedlung des Archivs des Innern und der Justiz vom Hofkanzleigebäude am Judenplatz in den Justizpalast. Auch an der Wiederherstellung dieses Archivs nach dem katastrophalen Brande von 1927 arbeitete S. in hervorragender Weise mit. Jene Oberste Archivleitung war mit Ende 1925 aufgelassen, im April 1928 aber in Form eines Referates für die fachlichen Angelegenheiten des Archivdienstes im Bundeskanzleramt wieder aufgerichtet worden. S. bearbeitet seither die meisten Agenden dieses Referates und des 1931 für den Denkmalschutz eingerichteten Archivamtes. Im Oktober 1931 wurde S. unmittelbar dem StA. zugewiesen.