Inventare Teil 5. Band 4. Gesamtinventar des Wiener Haus-, Hof- und Staatsarchivs (1936)

Biographien der Archivbeamten seit 1749 von Franz Hüter

38 Biographien. dieser, auch von Bartenstein vertretenen Vorschläge, die sich in einem gewissen Gegensatz zu den Rosenthalsehen befanden, wurde ihm auch die Anlegung der Repertorien und Indices — allerdings unter der Oberleitung Rosenthals — übertragen.1 Die chronologischen Regesten, der General­index und der Namensindex der böhm. Abteilung sind zum größten Teil von ihm geschrieben (AB. 387 c, d und 390). 1754 erhielt Fr. den Titel eines k. k. Rates und wurde nach dem Tode Rosenthals Hofrat und sein Nachfolger (Oktober 1779). Als jedoch Fürst Kaunitz in Abbé Schmidt einen ebenso gelehrten wie archivkundigen Mann gefunden zu haben glaubte, trat der alte kränkliche Mann zurück (Oktober 1780), um bis zu seinem am 7. Sept. 1788 erfolgten Tode einen ruhigen Lebensabend zu genießen. Seine Witwe Felicitas richtete unterm 10. Sept. 1788 ein Pensionsgesuch an Kaiser Josef unter Hinweis darauf, daß ihr unter Maria Theresia die Pension ihrer Mutter samt einer Zulage zuerkannt worden sei „als Ersatz für die Zu­setzung des eigenen Vermögens während ihres Ehestandes“. Die kaiser­liche Resolution auf das Gesuch, das damals Fr. für seine Frau eingebracht hatte (7. Juni 1780), lautete: „Accordiere diese Gnad diesem so verdienten Mann, welcher so lang mit seinen großen Diensten verdienet hat.“ Fr. hatte ausgebreitete wissenschaftliche Interessen, ohne damit in die Öffent­lichkeit zu treten. Den umfangreichen handschriftlichen Nachlaß vermachte er dem Stifte Klosterneuburg; dieses erwarb auch seine Münzsammlung. Außer Collectanea heraldica und genealogica (mit Genealogie der Meissauer) finden sich im Nachlaß unter anderem eine Abschrift des heute verlorenen Stiftungsbuches der Zisterzienserinnen in Horn (darnach ed. v. Zeibig in FRA. II/6, S. 125 ff.), ein Apologeticum über das Privilegium minus und ein Promemoria über die brandenburgischen Lehen in Öster­reich.1 2 Gassier Franz Sebastian (1737 bis 1810), trat 1767 als k. k. Archi­vars- und Kameralschatzregistratursgehilfe am Gubernialarchive zu Inns­bruck ein und wurde nach dem Weggange v. Roschmanns (1779) 3 pro­visorisch mit der Leitung des Archivs betraut, dann o. ö. Gubernial- archivar und Registratursdirektor. Als solcher führte er die seit 1753 (Errichtung einer vorderösterr. Regierung) im Zuge befindliche Aus­lieferung der vorländischen Archivalien nach Freiburg i. B. zu Ende (1793).4 Durch eine Reihe von zum Teil sehr belobten, urkunden- und aktenmäßig belegten Ausarbeitungen über die Auslieferung von Missetätern zwischen Tirol und Venedig, über das Brixnerische Zollwesen, über Salzburger (Hss. Böhm n. 362—364), Bündner, Venediger Grenz- und andere Streitfragen erwarb sich G. die besondere Zufriedenheit des tirol. Guberniums. Im 1 Winter, a. a. O. S. 47. 2 Öernik, Klosterneuburg, S. 84, und Ders., Schriftsteller, S. 218ff.; ferner Mitteilungen Dr. Göhlers, der den Nachlaß für seine Arbeit über das Wiener Domkapitel eingesehen hat. 3 G. trat schon frühzeitig in Verbindung mit dem StA. Im November 1777 war er bei Rosenthal, der ihm ein Exemplar des Buches von Spieß, Von Archiven, zum Geschenk machte. 4 M. Mayr, Das Innsbrucker Statthaltereiarchiv, S. 168 f. Im Wiener StA. befindet sich als AB. 424 ein Verzeichnis der damals an die vorderösterr. Regierung abgegangenen Archivalien von der Hand Gasslers.

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