Inventare Teil 5. Band 4. Gesamtinventar des Wiener Haus-, Hof- und Staatsarchivs (1936)

Einleitung

Erster Abschnitt. § 1. 11* wesen so wichtigen Aktenkunde,1 ermöglicht hat. Wenn in den folgenden Ausführungen vom „Herkunftgrundsatz“ gesprochen wird, so ist immer das preußisch-holländische System gemeint. Auch in Österreich hat, wie unten noch näher zu zeigen sein wird, die Geschichtswissenschaft, insbesondere der Begründer der Wiener Schule Theodor von Sickel, die Anwendung des Entwicklungsgedankens auf die Archivkörper schon um die Mitte des 19. Jahrhunderts verfochten. Aber die Archivverwaltungen, auch die des StA., sind diesen Anregungen erst spät gefolgt. Die vorstehenden Ausführungen sollen nun darlegen, wie sich die jeweils herrschenden Anschauungen über die Behandlung der Archiv­körper auf die äußere Entwicklung des archivalischen Besitzstandes aus­wirkten. Weiter unten (fünfter Abschnitt, § 3) soll die Auswirkung dieser Anschauungen auf die innere Ausgestaltung der Archivbestände dargestellt werden. § 1. Die Entwicklung des Besitzstandes an staatlichem1 2 Archivbesitz. Den Grundstock und Ausgangspunkt der Entwicklung des archivali­schen Bestandes des StA. bildet das Archiv der Herzoge von Österreich. Über die Entwicklung dieses Archivs bis 1565 handeln Gustav Winter,3 Oskar Mitis,4 Otto Stowasser5 und P. Kletler6 so ausführlich, daß wir uns hier kurz fassen können.7 1 Vgl. H. 0. Meisner, Aktenkunde, Berlin 1935. Vgl. meine Besprechung in der Historischen Zeitschrift Bd. 152, S. 532 f. und die Besprechung von L. Groß in den M. ö. I. G. 149. Bd., S. 471 ff. 2 Hier werden alle Archivalien behandelt, die Eigentum des Staates und in Ver­wahrung staatlicher Behörden und Anstalten waren. Die Behandlung von Archivalien, die Eigentum des Staates waren, sich aber in der Verwahrung anderer Personen und Körperschaften befanden, erfolgt unten § 4. Vgl. auch L. Bittner, Das Eigentum des Staates an seinen Archivalien nach dem österreichischen Allgemeinen bürgerlichen Gesetzbuch in: Festschrift für Hans Nabholz, Zürich 1934, S. 299—328. 8 Die Gründung des k. u. k. Haus-, Hof- und Staatsarchivs, A. ö. G. 92. Bd., S. 1—15. 4 Studien zum älteren österreichischen Urkundenwesen, Wien 1912, insbes. S. 260 fif. 5 Das Archiv der Herzoge von Österreich in: Mitteilungen des Archivrates III. Bd., Wien 1919, S. 15—62. 6 Im 3. Band dieses Gesamtinventars. Vgl. auch L. Groß, Literaturberichte. IV. Deutschland. Archival. Zeitschr. 36. Bd. (1926), S. 275—277. J. Seidl, Artikel „Österreich“ in: Archivi, Archivi d’ Italia, Rassegna Internazionale degli Archivi, Anno II (1935), Num. 3, S. 1—11. 7 Angaben über die Geschichte der einzelnen europäischen Archive in: Minerva- Handbücher, 2. Abt.: Die Archive, hrsg. von P. Wentzke und G. Lüdtke. Bis jetzt erschienen: 1. Bd. (Deutsches Reich, Österreich, baltische, skandinavische Staa­ten, Niederlande, Schweiz), Berlin und Leipzig 1932. Einschlägige Literatur in: Guide International des Archives, Europe, hrsg. vom Institut International de Coopération Intellectuelle, Paris, und der Biblioteca D’ Arte Editrice Annales Institutorum, Rome 1934, Questions 4—7. Seither erschienen: Übersicht über die Bestände des Geheimen Staatsarchivs zu Berlin-Dahlem, I. Hauptabteilung von E. Müller und E. Posener, Leipzig 1934; II.—IX. Hauptabt. von H. O. Meisner und G. Winter, Leipzig 1935; Übersicht über die Bestände des Brandenburg-Preußischen Hausarchivs zu Berlin- Charlottenburg von L. Dehio, E. Hőik, K. Jagow, Leipzig 1936, alle in Mitteilungen der Preußischen Archivverwaltung 24., 25. und 27. Bd.

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