J. K. Mayr: Inventare Teil 5. Band 2. Geschichte der österreichischen Staatskanzlei im Zeitalter des Fürsten Metternich (1935)

III. Die Organisation der Staatskanzlei - 5. Die Hilfsämter

Der erste Zahlmeister Ignaz H o r t i g begann seine Beamtenlauf­bahn beim k. k. Verpflegsamte in Sachsen während des Siebenjährigen Krieges und wurde dann Rechnungsführer der Gesandtschaften in Dresden, Neapel und Florenz. Am toskanischen Hofe trat er 1773 als Kassier in die Dienste des Grafen Franz Colloredo, des Obersthofmeisters der toskanischen Erzherzoge, des späteren Kabinettsministers, mit dem er 1784 — zugleich mit Erzherzog Franz, dem späteren Kaiser, — nach Wien kam und dem er selbst noch als Zahlmeister der Staatskanzlei bis zu dessen Tode diente. Auch Erzherzog Franz und später Erzherzogin Maria Louise haben ihn als Rechnungsführer herangezogen. Zwei Jahre lang — von 1801 —1803 — verstand es Hortig dank seiner geschickten Finanzgeschäfte, das gesamte Personal der italienischen Hofkanzlei — 72 Köpfe — über Wasser zu halten; den Kassenrest von über drei Millionen Gulden führte er 1803 unge­schmälert an die Hofkammer ab. Ähnlich erfolgreich verfuhr Hortig mit der russischen Subsidienkasse und mit der niederländischen Kasse. Er unter­nahm es 1802 und 1803, die italienischen Provinzen Österreichs mit Geld­vorschüssen zu versorgen, und wagte während der Kriege von 1805 und 1809 sein Leben an die Verheimlichung der ihm anvertrauten ärarischen Gelder515). Als Staatskanzleizahlmeister hatte Hortig auch die Kassen des Maria Theresienordens und der Akademie der bildenden Künste mitzuver­walten. Im einundsiebzigsten Dienstjahre und im achtundachtzigsten seines wechselvollen Lebens ist Hortig, mit der großen goldenen Verdienst­medaille ausgezeichnet, 1829 in den Ruhestand getreten 518). Sein Nachfolger wurde Peter Matthias D i 1 g, ein Bruder des Hofkonzipisten Johann Philipp, der während der beiden ersten Koalitionskriege als Kadett in der kaiserlichen Armee gedient hatte 517). Später wurde er Kontrollor der fürst­lich Sdiwarzenbergischen Leihbank, dann des adeligen Damenvereines und schließlich — 1817 — Kassenkontrollor der Staatskanzlei, der die Bücher zu führen und die Auszahlungen zu besorgen hatte 518). Des Zahl­meisterpostens hat sich Dilg nur wenige Monate lang erfreuen können, da ihn schon 1830 ein früher Tod hinwegraffte519). An Dilgs Stelle trat der Schwiegersohn Hortigs Ludwig Auge, der 1819 vom Wasserbauamt her als Kassenoffizial in die Staatskanzlei einge­treten war. 1829 wurde er zum Kassenkontrollor befördert 520), als welcher er zwei Jahre lang an Hortigs Stelle die Kassengeschäfte leitete, ehe sie ihm 1832 als Kassier — statt als Zahlmeister — endgültig an vertraut wurden. 1837 ist er beurlaubt worden und bald darauf gestorben 521). Audi Karl von J e c k 1, der Nachfolger Auges, der 1833 von der Staatsbuch­haltung her Kontrollor der Staatskanzleikasse geworden war 522), hat sich zunächst mit der Kassierstelle begnügen müssen, ehe ihm nach sieben ange­°15) 19 VII 15 Biographie Personalia 8; 19 IX 27 Vorträge 322. 516) 28 XI 25 Vorträge 377 (Minister Kolowratsakten 1393/1828). M7) 17 XI 12 Vorträge 309. 018) 17 III 3 Diensteid Personalia 4. °19) 29 XII 19 Vortrag F 4 Personalia 48 (Minister Kolowratsakten 2309/1829), De­kret Personalia 4; 30 VIII 3 Vortrag F 4 Personalia 48. 620) 19 I 25 Dekret Personalia 1; 29 XII 19 detto 1. c. 521) 32 VIII 12 Dekret F 4 Personalia 10. 05S) 33 III 19 Dekret F 4 Personalia 103. 90

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