J. K. Mayr: Inventare Teil 5. Band 2. Geschichte der österreichischen Staatskanzlei im Zeitalter des Fürsten Metternich (1935)

III. Die Organisation der Staatskanzlei - 5. Die Hilfsämter

ger (1810—1813), der Botschaftskommis Thom (1816), die Offiziale, später Hofkonzipisten Johann Dilg (1817—1829) und Ludwig Rey- mond (1817—1828), die Hofsekretäre Lefevre (1818/19) und D e- pont (1822), die Offiziale Hübner (1832—1836) und F i s s k o (1844). Protokollführer und Registraturspraktikanten zugleich waren vom De­zember 1846 an Friedrich von Pilat, der Bruder des Registrators, und Clemens von Klinkowström, der schon in Karlsruhe aushilfsweise gedient hatte 401). Die allgemeine Registratur leitete seit 1777 der Rat und Registrator Franz Anton von Kesaer, das Haupt einer vielgliedri- gen, seit Menschenaltern dienenden Beamtenfamilie. Ihm ist das 1768 an­gelegte große alphabetische Protokoll zu verdanken, auch besaß er gründ­liche, in Denkschriften niedergelegte Kenntnisse im Registraturswesen. Protokoll und Index hat er zum guten Teile ganz selbständig geführt. Der Tradition entsprechend entwarf er die Ernennungsdekrete der geheimen Räte, führte das dazugehörige Protokoll und bezog die Hälfte (6 Dukaten) der Geheimratstaxen. Auch die lateinischen Konzepte oblagen dem Regi­strator. Im 51. Dienstjahre — er war 1763 als Registraturskanzlist in die Staatskanzlei eingetreten — ist Kesaer durch die Verleihung der großen goldenen Medaille samt Kette, 1825 — im 60. Dienstjahre — durch die des Ritterkreuzes des Leopoldordens ausgezeichnet worden und 1827 im 85. Lebens- und 63. Dienstjahre gestorben 402). Sein Nachfolger wurde der Registratursadjunkt Johann Böhm, der 1795 bei der Florentiner Gesandt­schaft begonnen hatte, in Rastatt in Gefangenschaft geraten und 1801 in die Staatskanzlei eingetreten war 403). Als Böhm 1813 zum Registraturs­adjunkten bestellt wurde, befand sich diese „in verwahrlosestem Zustande, in größter Unordnung und in gänzlichem Verfalle“. Schon nach zwei Jahren aber verstand es der brave, von Metternich außerordentlich ge­schätzte Mann, der sich auch an der Protokoll- und Indexführung beteiligte, die Kongreßminister durch rasche Aktenherbeischaffung zu „lautem Bei­fall“ hinzureißen. 1831 ist der um seiner Uneigennützigkeit willen allgemein geehrte Mann gestorben und Metternich hatte sich — über Rang und Stand desselben hinwegsehend — zu wiederholten Malen über den Verlauf seiner Todeskrankheit unterrichten lassen 404). An Böhms Stelle ist Josef von Huszár zum Registrator ernannt worden, ein ungarischer Offizier, Staatskanzleioffizial seit 1819, Registratursadjunkt seit 1827. Als Offizial hat er ein Gutachten über die Verwaltung der Walachei verfaßt, als Regi­stratursadjunkt die Geheimratsagenden und die lateinischen Konzepte be­arbeitet und — z. T. noch als Registrator — Protokolle und Indizes geführt. Um den Rang eines Staatskanzleirates hat sich der eitle und empfindliche Mann fünf Jahre lang beworben. Das ungarische Dominium Tothvarad im Arader Komitate ist ihm versagt geblieben. Lateinische und ungarische Schriften hat Huszár zensuriert und sich in Ungarn, namentlich im Stuhl­401) 46 XII 7 Gesuch Personalia 10; 46 XII 31 Dekret F 4 Personalia 115. 40!) ii IV 25 Vorschlag Hudelists Interiora 2; 12 XI Biographie Personalia 24; 24 XII 30, 27 I 29 Vorträge 354 und 366. "*) Vgl. S. 63. 404) 13 IV 4, 27 II 22 Vorträge 285 und 367; 31 IX 30 Kanzleivortrag F 4 Per­sonalia 21; 31 X 22 Gesuch der Witwe 1. c. 70

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