J. K. Mayr: Inventare Teil 5. Band 2. Geschichte der österreichischen Staatskanzlei im Zeitalter des Fürsten Metternich (1935)

III. Die Organisation der Staatskanzlei - 2. Die inländische Abteilung

orientalischen Referat der Hofbibliothek und nicht zuletzt seine zahllosen literarischen und dichterischen Arbeiten, zumal die Vollendung des großen Meninskyschen Wörterbuches der morgenländischen Sprachen und seine berühmte zehnbändige Geschichte des osmanischen Reiches. Gelegentlich hat er sich auch, wie oben erwähnt, mit der Einrichtung eines statistischen Büros befaßt. Warm ist er 1820 mit Baron Spiegel und Bucholtz für die Monumenta Germaniae eingetreten183). Hammer entwarf ein neues Or­ganisationsstatut für die Orientalische Akademie, nahm als orientalischer Rezensent und Referent an den Jahrbüchern der Literatur teil und be­arbeitete auch gelegentlich die literarischen Gegenstände der Staatskanzlei. So ließ er 1827 in Metternichs Auftrag Entwürfe italienischer Gelehrter für die lateinische Inschrift des für den Johannisberg bestimmten, den Be­freiungskriegen gewidmeten Erinnerungsobelisken einholen184). Die Eitelkeit, die Hammer in ungewöhnlichem Maße eigen war, hat ihm vielerlei Feindschaften eingetragen. So hat ihn Baron Floret schon 1810 als „le plus grand des foux, que j’ais jamais connu“ bezeichnet185) und auch Gentz hat seinem Mißtrauen gegen den Schriftsteller und seinem Widerwillen gegen den Menschen Hammer Ausdruck verliehen 18°). Metternich hat ihn lange Zeit als einen der ausgezeichnetsten Gelehrten hochgeschätzt und auch noch 1835 bei Hammers Erhebung in den Frei­herrnstand ähnliche Töne angeschlagen. Aber schon 1830 hat er ihn ge­legentlich als einen Narren bezeichnet187). Der Ordenszwist von 1838/39 hat sie einander vollends entfremdet188). Es war das Kommandeurkreuz des Leopoldsordens, das Hammer noch von Kaiser Franz und später auch von Metternich versprochen, aber noch immer nicht verliehen worden war. Nun beschwerte er sich in ungebührlichen Worten über die ihm widerfahrene Unbill und trieb es schließlich so weit, daß er Metternich in einer dramatischen Unterredung der Unwahrhaftigkeit beschuldigte, worauf ihm dieser die Türe wies. Das kostete Hammer den Hof­dolmetscherposten, kam auch in ausländische Zeitungen und selbst Friedrich Hurter auf seiner Wiener Reise in der Form eines Witzwortes zu Ohren 189). Mag sein, daß der Nachhall dieses in der Öffentlichkeit dem Staatskanzler angelasteten Konfliktes noch im Juni 1847 Hammers Wahl zum ersten Präsidenten der Akademie der Wissenschaften befördert hat. Friedrich Hurter, der Schützling des fürstlichen Hauses, befand sich nidit unter ihren Mitgliedern. Hammers Übergehung bei der Besetzung der Präfektenstelle der Hofbibliothek und des Direktorpostens des Haus-, Hof- und Staatsarchivs, die er beide angestrebt hat, haben die Spannung noch weiter verschärft 19°). l8S) H. B r e s s 1 a u 1. c. 100. 184) 27 V 14 Mett, an Sardagna Provinzen, Lomb.-Venezien 21. 185) 10 V 9 Floret an Hudelist Frankreich, Varia 67. 18e) G. Schlesier, Gentzens Schriften 5, 267 f. 187) Aus den Tagebüchern des Grafen Prokesch-Osten 1830—34 28; H. v. Srbik i, 506. 188) H. v. S r b i k 1. c. 2, 227 f. 189) F. Hurter, Ausflug nach Wien 2, 135 f. („Wer ist der geschickteste Schmied?“: „Fürst Metternich, der ohne Hammer arbeiten kann.“) 18°) 46 II 2 Hammer an Hügel acta secreta n. $61 Fz. 6; Hammer an Mett. F 4 Personalia 80. 37

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