Lothar Groß: Inventare Teil 5. Band 1. Die Geschichte der deutschen Reichshofkanzlei von 1559-1806 (1933)

VI. Biographische Daten und Betätigung der einzelnen Beamten - 6. Reichshofratssekretäre der deutschen Expedition

Sekretär bestellt zu werden und ohne die damit zusammenhängenden Emolumente zu beziehen. 1640 suchte Thoman anläßlich der Ernennung Schröders zum deutschen Reichssekretär wenigstens für sich eine Versiche­rung zur Sukzession in das Reichshofratssekretariat, dessen Einkünfte damals in Söldners Händen waren, zu erlangen. Der Erzkanzler verlieh ihm eine Exspektanz darauf und den Titel eines Reichshofratssekretärs 4 5). Für Thoman, der aus der kurfürstlich Mainzischen Stadt Bischofsheim stammte, setzten sich der kurfürstliche Sekretär Jakob Seyler, der über Auftrag des Kurfürsten ein Gutachten zu verfassen hatte, sowie die Mainzer Räte in Regensburg sehr ein. Maßgebend war auch, daß man dem Kaiser, der Thoman seinerseits auf Vorschlag des Reichshof rats den Sekretärstitel verleihen wollte, zuvorkommen mußte, um die erzkanzlerischen Rechte zu wahren und man auch Kurz, der Thoman nicht freundlich gesinnt war und der gegen ihn intrigierte, entgegentreten wollte. Thoman ist schon seit 1629 als Konzeptskraft im Reichshof rat nachweisbar ß). Viele Rein­konzepte der folgenden Jahre sind von seiner Hand und auch für politische Angelegenheiten wurde er herangezogen6). Seit 1635 führte er das Protokoll im Reichshofrat, verfaßte alle Expeditionen und ebenso auch die Vota und Gutachten des Reichshofrates 7). Im folgenden Jahrzehnt war er die Hauptarbeitskraft für die Abfassung der aus dem Reichshofrat hervorgehenden Geschäftsstücke. Zahlreiche von ihm geschriebene Resolu­tionsprotokolle des Reichshofrates sind erhalten. Im Februar 1648 wollte Thoman resignieren, diente dann aber doch noch bis zu seinem am 12. Dezember 1648 erfolgten Tode 8), ohne die wirkliche Stelle eines Reichs- hofratssekretärs erreicht zu haben. Nachfolger Thomans war Reinhard Schröder, ein Bruder des geheimen Reichssekretärs Wilhelm Schröder. Diesem verdankte er auch seine Anstellung in der Reichskanzlei, die der Erzkanzler auf Empfehlung Wilhelm Schröders am 23. Mai 1644 anordnete. Er wurde zunächst als Kanzlist der lateinischen Expedition mit 20 fl. Monatsgehalt eingestellt9). Nach Thomans Tode wurde er am 7. Januar 1649 a^s wirklicher Reichs- hofratssekretär installiert10). Durch mehr als drei Jahrzehnte war dann Schröder Sekretär des Reichshofrates, sein Wirkungskreis war derselbe wie der seines Vorgängers. Gleich seinem Bruder hielt er auch im hohen Alter, als seine Arbeitskraft längst geschwunden war und er überhaupt nicht mehr in den Reichshofrat kam, an seiner Stelle oder, besser gesagt, an deren Einkünften fest und ließ die Arbeit durch den Konzipisten 4) Mzer. R. K. 10b: Eingaben Thomans de pr. 1640 Sept. 17 u. Dez. 5, ebda. Gut­achten des Mainzer Sekretärs Seyler v. 17. Dez. 1640; erzkanzl. Dekret an Thoman v. 1640 Dez. 20 i. R. K. Verf. A. 7. 5) R. H. R. Jud. mise. 31: Doppler 1629/31. 6) Vgl. R. K. Fried. A. n 1635 Jan. 30, Wahl- u. Krön. A. 11 a: 1636 Juni 6. 7) Mzer. R. K. 10 b: Thoman a. d. Erzkzl. de pr. 1639 Nov. 28, vgl. auch R. K. Vortr. i b: 1645 Okt. 9 (R. H. R. Gutachten). 8) Vgl. R. K. Verf. A. 7: 1648 Febr. 26 Erzkzl. a. R. V. Kzler. u. Verf. A, 8 Dekr, an Schröder. 9) R. K. Verf. A. 47 u. R. Taxbudi 1644. 10) Mzer. R. K. 12. Seine Ernennung war schon im Schreiben d. Erzkzlers. v. 26. Febr. 1648 (R. K. Verf. A. 7) in Aussicht genommen, doch trat Thoman damals nicht zurück. 442

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