Lothar Groß: Inventare Teil 5. Band 1. Die Geschichte der deutschen Reichshofkanzlei von 1559-1806 (1933)

VI. Biographische Daten und Betätigung der einzelnen Beamten - 4. Konzipisten der deutschen Expedition

Der letzte lateinische Referendar war Anton Mauritz Freiherr von K a 1 k h o f f. Audi er kam aus Mainz, wo er durch 20 Jahre dem Kur­fürsten als Hof- und geheimer Rat gedient hatte. Er entstammte einer Familie, die in der Gegend von Mannheim ansässig war 243). Der Erzkanzler ernannte ihn am 1. Juli 1793, beeidet wurde er am 4. November 244). Seine Tätigkeit fällt bereits in eine Zeit, in der die Funktionen der lateini­schen Expedition durch die kriegerischen Ereignisse und die durch sie hervor­gerufenen territorialen Veränderungen sehr stark eingeschränkt wurden. Durch den Frieden von Campoformio (1797) wurde der lateinische Expe­dition dann überhaupt der größte Teil ihres Tätigkeitsfeldes entzogen. Kalkhoff, der 1794 von Kaiser Franz den Reichsfreiherrnstand erhielt 245), starb nach langer Krankheit am 30. Januar 1804 244). Seine Stelle wurde nicht mehr besetzt, da sie überflüssig geworden war. Konzipisten der deutschen Expedition1)­Ferdinand Ferre, der Sohn des Kanzleischreibers Mathias Ferre, trat 1623 nach Beendigung seiner philosophischen und juridischen Studien in die Reichskanzlei ein 2). Sein Vater hatte dem Hause Habsburg durch mehr als jo Jahre gedient, zuerst in der Öberösterreichischen Kanzlei zu Inns­bruck bei Erzherzog Ferdinand, seit 1599 in der Reichskanzlei. 1618 hatte ihm Kaiser Mathias eine Wappen- und Adelsbestätigung mit dem Prädikat vom Stern verliehen 3). Der junge Ferre wurde über Auftrag des Kaisers zunächst an Stelle des ermordeten Kanzleischreibers Hobisch in der Regi­stratur verwendet4). Am 21. April 1627 notifizierte der Kaiser dem Erz­kanzler die Ernennung Ferres zum Konzipisten5). Er diente nunmehr Arnoldin als Gehilfe, der sich über ihn gegenüber dem Erzkanzler sehr lobend aussprach °). Als Hilfskraft Arnoldins hat er viel konzeptive Arbeit geleistet. 1635 schied er insoferne aus dem engeren Verband der Reichs­kanzlei, als er Ferdinand III. für die Besorgung der „Reichsnegotien“ zu­geteilt wurde7) und fortan die Stelle eines Sekretärs bei diesem versah. Demgemäß finden wir ihn auch in Schriftstücken Ferdinands III. wiederholt unterzeichnet8), ebenso aber auch konzeptiv tätig. Ferre starb indessen schon anfangs 1636, am 29. Februar dieses Jahres wird er bereits als tot bezeichnet 9). 243) Kneschke, Adelslexikon 5, 8. ***) R. K. Verf. A. 5. 215) R. Reg. Franz II. Bd. 8, fol. nj. 4) Hier werden nur jene Konzipisten behandelt, die nicht im späteren Ver­laufe ihres Dienstes zu Sekretären aufgestiegen sind. ") Mzer. R. K. 11. 3) R. Reg. Mathias Bd. 8, fol. 560, Konz. Staatsarch. d. Innern. 4) Mzer. R. K. 12: 1623 Aug. 23 Kaiser an Erzkzler. 3) Mzer. R. K. 8 a, 6) Mzer. R. K. 10 a. 7) R. K. Verf. A. 45 a: Kais. Dekr. v. 1635 Apr. 21. 8) Vgl. z. B. Friedensakt. 13 a: 1635 Sept. 1. 9) R.K. Verf. A. 45 a. 28 433

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