Lothar Groß: Inventare Teil 5. Band 1. Die Geschichte der deutschen Reichshofkanzlei von 1559-1806 (1933)
VI. Biographische Daten und Betätigung der einzelnen Beamten - 3. Sekretäre der lateinischen Expedition
vember 1658 notifizierte der Kaiser dem Erzkanzler einfach Beuers Ernennung zum Konzipisten, ohne sich viel um die Mainzer Rechte zu bekümmern. Obwohl der Mainzer, der anfangs über diesen Eingriff in seine Kompetenzen sehr aufgebracht war, 1659 zustimmte, war Beuer 1661 nur Supernumerari-Konzipist mit 300 fl.172). Fortab erscheint Beuer als Gehilfe Walderodes, den er nicht nur bei den Expeditionen aus dem Reichshof rat, sondern auch bei den politischen Konzepten unterstützt. So konzipiert er schon seit 1660 in der Korrespondenz mit Berlin, 1662 mit Rom, 1664 mit Paris173), anfänglich werden seine Konzepte noch von Walderode korrigiert, später arbeitet er immer selbständiger und immer häufiger stößt man auf seine sehr charakteristische, wenig gefällige Schrift. Neben Walderode wird er auch als Protokollführer in die geheime Konferenz gerufen 174). Walderode hatte ihm versprochen, ihm seinerzeit auch zum lateinischen geh. Sekretariat zu verhelfen, wollte aber zunächst noch möglichst lange möglichst viel von den Einkünften seiner Stellung genießen und räumte daher Beuer 1667 nur einen Teil seiner Funktionen und Bezüge als Reichshofratssekretär ein. Wie er behauptete, widerstrebte damals auch der Kaiser einer sofortigen vollkommenen Übergabe des Sekretariats an Beuer. Diesem, der bereits 1664 eine kurfürstliche Zusicherung auf das lateinische Sekretariat erhalten hatte, ging es aber zu langsam, er erreichte in Mainz, daß er schon am 12. September 1667 zum wirklichen lateinischen Sekretär ernannt wurde und provozierte dann den bereits geschilderten Konflikt mit Walderode175). Indessen erhielt er trotz aller Bemühungen erst im November 1673 die Sekretärsbesoldung und wurde erst nach Walderodes Tod am 14. März 1674 als wirklicher Sekretär installiert178). Beuer hat dann bis 1682 das lateinische Sekretariat versehen. Wenn seine Stellung auch bei weitem nicht der Walderodes gleichkam, so hat doch auch er noch als Sekretär der Konferenz ohne Rücksicht auf den Reichsvizekanzler fungiert. In dem Maße, als dessen Stellung wieder erstarkte, sank die Bedeutung des Sekretariats in der Konferenz herab. Die Gunst Kaiser Leopolds scheint auch Beuer besessen zu haben. Der Kaiser setzte sich sehr dafür ein, daß Beuer das Siegel zur Besiegelung der geheimen kaiserlichen Korrespondenz belassen werde177). Hingegen war er bei Königsegg wenig beliebt und auch in Mainz mußte man bald erkennen, daß Beuer in erster Linie auf seinen materiellen Vorteil bedacht war und sich wenig um den Erzkanzler und dessen Anordnungen kümmerte 178). Man legte ihm wiederholt Taxunter- schleif zur Last und der Kurfürst ordnete eine scharfe Untersuchung gegen ihn an, doch kam es zu keinen ernsten Maßnahmen gegen ihn, wohl wegen seiner Stellung beim Kaiser. Wegen der Taxen geriet Beuer auch in einen Konflikt mit dem Reichshofratssekretär Bertram, dem ähnliche Verfehlungen wie ihm selbst nachgesagt wurden. Im März 1682 ver172) R. Taxbuch 1661. Die Personalakten über Beuer vgl. i. R. K. Verf. A. 9 u. 45 a. 173) R. K. Berlin Weis. 1 a, Rom 68, Frankreich 40. 174) Vgl. Friedensakt. no: 1668 Jan. 31. 173) Vgl. oben S. 423. 17e) Eidbuch. 177) Mzer. R. K. 25 a; Billett v. 29. Juli 1678. 175) Vgl. den Bericht Königseggs v. 12. März 1676 (Mzer. R. K. 25 a): Beuer hängt sich an Leute, die der Reichskanzlei „hässig“ sind, läßt viel „Präjudicierliches“ gegen die Kanzlei verlauten. Weiteres Material Mzer. R. K. 25 b. 425