Lothar Groß: Inventare Teil 5. Band 1. Die Geschichte der deutschen Reichshofkanzlei von 1559-1806 (1933)

VI. Biographische Daten und Betätigung der einzelnen Beamten - 1. Die Reichsvizekanzler

bronn im Januar 1564, die sich mit den Übergriffen des Adels befaßten78). Wir hörten bereits* daß seine Ernennung zum Reichsvizekanzler schon unter Maximilian II. 1570 geplant war. Wiewohl sie von Herzog Albrecht lebhaft angestrebt wurde, kam es doch nicht dazu 79), hingegen ließ sich Vieheuser zwei Jahre später herbei, als Reichshofrat an den Kaiserhof zu gehen. Ob er schon 1572 nach Wien kam, ist ungewiß. Am 14. Mai 1573 erscheint er jedenfalls bereits in der Präsenzliste der Reichshofräte 80). In einem Schreiben vom Herbste desselben Jahres an Herzog Albrecht äußerte sich Vieheuser sehr unbefriedigt über seine Stellung am Hofe. Er klagte über das ihm entgegengebrachte Mißtrauen, das wohl in der kirchen­politischen Einstellung der maßgebenden Räte des Kaisers begründet sein mochte, die in Vieheuser einen Vertreter der streng katholischen Richtung sahen, sowie darüber, daß er, abgesehen vom Hofrat, zu keiner Sache zu­gezogen werde81). Indessen hob sich seine Stellung bald. Im Jahre 1574 ging er im November als kaiserlicher Kommissär wegen der Wahl Rudolfs nach Sachsen und Brandenburg 82) und auch in den beiden folgenden Jahren wurde er von Maximilian wiederholt zu diplomatischen Missionen ver­wendet. So wurde er auch 1376 abermals zu den Kurfürsten von Sachsen und Brandenburg entsandt. Er fand auch Aufnahme in den geheimen Rat und im Protokoll des Jahres 1576 erscheint er neben Weber ziemlich regel­mäßig unter den Mitgliedern dieses Rates. In den Akten der Reichskanzlei läßt sich seine Tätigkeit — abgesehen von seinen verschiedenen Relationen über seine Gesandtschaftsreisen — schon vor seiner Ernennung zum Vizekanzler verfolgen, vom 10. Dezember 1373 und vom 29. November 1376 datierte Schreiben an den Kaiser tragen Dorsualvermerke von seiner Hand83). Seit dem 23. April 1377 kann man dann seine Betätigung deutlich verfolgen. An Weber gemessen war Vie­heuser ein sehr eifriger Vizekanzler. Von ihm selbst geschriebene Konzepte sind jedoch selten, auch größere Korrekturen in den Konzepten der Se­kretäre nicht eben häufig. Allerdings verfügte er in Obernburger und Erstenberger über ausgezeichnete Gehilfen, in deren Elaboraten wohl nicht viel zu verbessern war84). Große Aufmerksamkeit und Mühe wendete Vieheuser dem Einlauf zu. Auf zahlreiche Stücke schrieb er eigenhändig die Rubren mit mehr oder weniger ausführlichen Inhaltsangaben, bisweilen machte er auch auf eigenen Bogen längere Auszüge der eingelaufenen Be­richte und Schreiben 85). Wie Seid und Zasius pflegte er auch oft auf der Rückseite der Einlaufstücke die abzufassende Antwort zu skizzieren und den Namen des Sekretärs, dem das betreffende Stüde zugewiesen wurde, beizusetzen 86). Eingehend befaßte er sich auch mit den Einlaufstücken, 78) G ö t z 5, 282. 70) Vgl. oben S. 21 f. 80) R. H. R. Resol. Prot. saec. XVI 36 A, fol. 131. 81) Schreiben v. 12. Sept. 1573 b. Götz 5, 81 if. 82) Vgl. Lossen, Der Kölnische Krieg Vorgesch. 297 u. Moritz a. a. O. 77. S3) Famil. A. Kart. 32 u. österr. Akt. Nd.-Österr. 7. 84) Über Obernburger vgl. unten S. 365 ff. Ein von V. korrigiertes Konzept Obern- burgers in Venedig Weisgen. 2 zu 1584 Dez. 24. 85) Längere Rubren vgl. in Rom 42. Beispiel eines eigenen Auszuges in Saxonica 2C zu 1584 Apr. 16. se) Vgl. Saxonica 2C: Schreiben Kf. Augusts v-. Sachsen v. 1581 Mai 18. 317

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