Historische Blätter 7. (1937)
Franz Huter: Wilhelm Putsch. Versuch einer Lebensskizze
charakterisiert ist, war unserem P. eine besondere Rolle zugewiesen. In den Nachrichten, welche wir über die erwähnten Verfügungen Maximilians für das zu errichtende Zentralarchiv aus den Jahren 1501, 1507, 1508, 1509 u. 1512 haben 21, wird P. noch nicht genannt und das ist begreiflich, da er — wie wir sahen — anderweitig beschäftigt und vielfach auf Reisen war. Aber in den folgenden Jahren dürfte sich P. an der Innsbrucker Registratur für die große Aufgabe vorbereitet haben, die ihm ab 1527 zuteil wurde. Möglicherweise ist er schon an der Auslieferung der auf die niederösterr. Länder bezüglichen Archivalien dieser Registratur, wie sie 1522 nach Wien an die neuerrichtete dortige Kammer bewerkstelligt wurde22, mitbeteiligt oder hat sie mindestens vorbereiten geholfen. Wenn Erzherzog Ferdinand 1524 den Innsbrucker Sekretär u. Registrator „in etlichen gehaymen Sachen und sonderlich zu besichtung etlicher brief, so hie im schatzthurm ligen“, nach Wien kommen läßt23, so kann man daraus erschließen, daß P. sich wie kaum ein zweiter in das Lesen und Verstehen alter Schriften eingearbeitet hatte. Im Spätherbst 1525 ist dann P. neuerlich nach Niederösterreich gezogen, für Martini d. J. war die Iiesichtigung des Archivs zu Niederwallsee angesetzt, das Ferdinand nach Wien einziehen wollte24 25. Vor seiner Abreise aus Innsbruck brachte P. beim Hofrat sein Entlassungsgesuch aus dem festen Dienst in Erinnerung. Er wollte nicht ganz aus dem Dienste scheiden, aber doch „mangelhalben seines gesichts und taubs“ die feste Stellung als Sekretär u. Registrator bei der tirolischen Kanzlei aufgeben und dem Erzherzog nur mehr als Provisionär „von Haus“ aus nach Bedarf dienen 26. Die Wallseer Reise mußte in das Frühjahr verschoben werden und so konnte P. sein dem Hofrat gegebenes Versprechen auf baldige Rückkehr aus Wien anfangs Jänner 1526 wieder einlösen. Nunmehr entschloß er sich auch, die Sekretär- und Registratorstelle in Innsbruck beizubehalten — allerdings nur gegen eine Aufbesserung von 50 fl. Da er bisher 100 fl. Sold u. 100 fl. Provision sowie freies Quartier und freies Holz bezogen hatte, hätte er damit einen Gehalt erreicht, wie er seinen Amtsvorgängern, den altgedienten Sekretären Griespeck und Peter Stoß, nicht zugestanden worden ist. Der Innsbrucker Hofrat sperrte sich daher zunächst gegen 21 Vgl. die in Anm. 19 zitierte Literatur. 22 Mayr, a. a. 0., S. 154; Stowasser, a. a. 0., S. 21. 22 StA. Innsbruck, Kopb. Von der Kön. Mt. 1523—1526, Fol. 157. 24 Hofkammerarchiv Wien, Gedenkbuch 25, Fol. 50. 25 StA. Innsbruck, Kopb. An die kön. Mt. Bd. 2, Fol. 73, (1525 Dezember 7), z. T. benützt b. Stowasser, a. a. 0., S. 17. 93