Historische Blätter 5. (1932)
Georg Wittrock: Gorčakow, Ignatiew und Šuwalow
Einverständnis der beiden Regierungen für die ernsten Möglichkeiten der Zukunft feststellen und es damit zwischen den drei Kaisern befestigen wollen, in deren Verbindung ich fortfahre, die Bürgschaft für den Frieden der Welt zu sehen 81. Gewisse auffallende, mündliche Angaben des russischen Kaisers in betreff Serbiens gelangten auch nach Berlin; man nahm dort aber schon im Anfang des Januars wahr, daß diese Abweichungen von österreichischen Mitteilungen über denselben Gegenstand in den damals von beiden Seiten gebotenen näheren Aufklärungen über den Inhalt des Abkommens nicht zum Vorschein kamen. Jede Unklarheit wurde aus dem Wege geschafft, als Graf Andrässy am 24. Januar an den Botschafter an der Newa ein Schreiben richtete, das dieser dem Staatskanzler vorzeigen sollte. Der Minister des Auswärtigen Österreich-Ungarns hob hier, auf das Eingeständnis Nowikows verweisend, hervor, daß er das Begehren, die Russen sollten den Serben in erneutem serbisch-türkischen Waffengang zu Hilfe kommen dürfen, abgelehnt hatte. Wenn unvorhergesehene Kriegsereignisse oder — wenig wahrscheinlich — erlittenes Unglück die russischen Truppen dazu bringen sollten, die Grenzen der neutralen serbischen Zone zufällig („momentanément“) zu überschreiten, würde die österreichischungarische Regierung dies als eine feindliche Handlung nicht ansehen — es lag darin, daß ein fortgesetztes Verweilen in Serbien jedenfalls ausgeschlossen war. Das von Gorcakow unterstrichene Recht der serbischen Armee, außerhalb der Marksteine des Fürstentumes an russischen Operationen wirksam teilzunehmen, ward von Andrässy nicht in Frage gestellt und wird von ihm auch später anerkannt, als im Dezember wirklich im Ernst davon die Rede wurde, so wenig erwünscht ein solches Zusammenwirken ihm wie der öffentlichen Meinung der Donaumonarchie erscheinen mochte. Es kam übrigens auch dann nicht zustande 82. 81 Wertheimer, Graf Julius Andrässy, II S. 384ff.; Neues zur Orientpolitik des Grafen Andrässy (1876-1877) in den Historischen Blättern 1922, S. 449ff. — Gorcakow an Nowikow St. Petersburg 15./27. Dez. 1876, Alexander II. an Wilhelm I. am selben Ort und Tag, Abschriften in „Acta betreffend den Aufstand in der Herzegowina“, Berlin. Das Schreiben Gorcakows wird in Historisk Tidskrift 1931, S. 406, als Anlage 13 mitgeteilt; ein Auszug aus dem Briefe Alexanders findet sich in der Note S. 102 oben. 82 B. v. Bülow an Graf Stolberg Berlin 3. Jan. 1877 (Konzept; vgl. oben S. 101 ff.). Berlin. — Andrässy an Langenau Budapest 24. Jan. (Abschrift). Berlin. In Historisk Tidskrift 1931, S. 407, als Anlage 14 gedruckt. — Andrässy an Langenau Wien 20. Dez. (Konzept und Abschrift). Wien. 114